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Berichtu,
Kritik?!
Erörtern!
eiue solche Stiftung bestehen könne und wie dieselbe auszuführen sei.
Der berühmte Klavier-VWUÜSS, V01! dem die oben genannte Schrift her-
rührt und der gegenwärtig in Weimar ansässig ist, hat den Gedanken mit
Begeisterung für die Manen Goethe's aufgenommen und die Vorschläge zu
einer scharf bestimmten Form ausznprägen versucht. Bei der näheren
Aufmerksamkeit, welche seine Schrift bereits gefunden zu haben scheint,
wird es nicht überflüssig sein, das Resultat derselben in seinen wesent-
lichen Punkten und in übersichtlicher Ordnung darzulegen und einiger
Prüfung zu unterziehen.
Die Goethe-Stiftung soll hienaeh ihren Sitz zu Weimar haben und
in jährlichem YVechscl, am Geburtstage Goethels, dem 28. August, öffentliche
C-oncurreuzen veranlassen und einrichten:
in der Literatur,
der Malerei,
der Sculptur,
der Musik.
Jedesmal soll Ein Werk den Preis erhalten, der, je nach der Beschaifen- .
heit des Werkes, aus 500, 1000, 2000 oder 3000 Thalern bestehen soll.
Es ist in Aussicht genommen, dass jedes Preis-Werk Eigenthum der Goethe-
Stiftnng werde. und bleibe, auch jedes derartige literarische und musika-
lische Manuscript, für dessen Herausgabe zu ihrem Vortheil die Stiftung
zu sorgen hat. Bei Sculpturarbciten wird nur die Einsendung von Gypg-
modellen oder Zeichnungen vorausgesetzt, und soll dem Autor einer prä-
miirten Arbeit der Art freigestellt bleiben, dieselbe später für seine
Zwecke auszuführen. Für den Fall, dass diejenige der genannten Preis-
Summen, welche dem zu prämiirenden Werke zuerkannt worden, dem
Autor nicht genügt, sind besondre Bestimmungen vorgeschlagen.
Es wird die Hoffnung ausgesprochen, dass im Laufe der Zeit beson-
dre Stiftungen zur Ertheilung von Nebenpreisen für sogenannt unter-
geordnete Fächer, z. B. in der Architektur, ins Leben treten
werden. Ebenso, dass es möglich zu machen sein werde, Medaillen, so-
wohl an die Haupt-Prämiaten, als zum Zwecke der Accessits, zu vertheilen.
Die Angelegenheiten der Goethe-Stiftung sollen durch ein Directions-
Comite. unter dem Vorsitz des Erbgrossherzogs von Sachsen-Weimar,
vertreten werden. Dasselbe soll aus 25 Mitgliedern, von denen fünf in
Weimar ansässig sind, bestehen. Es versammelt sich jährlich zur Zeit
von Goethe's Geburtstage. Fünf Auswärtige werden hiezujenlesmal aus-
drücklich, gegen eine Reise-Entschädignng von 100 Thalern und die Ge-
währung kostenfreien Aufenthalts in Weimar, eingeladen.
Das Comite hat jedesmal den Preis in der ausgeschriebenen Concurrenz
zuzuerkennen. Zu diesem Behufe gesellt dasselbe sich eine Jury von drgi
'I'echnikern des betreffenden Faches zu, welche unter denselben Bßdingungem
wie jene fünf lilitglieder, nach Weimar eingeladen werden. Diese drei
Techniker erstatten dem Comite vor der Entscheidung ihr Gutachten,
Literarische und musikalische Concurrenz-Arbeiten sind zu diesem Behuf
schon acht Wochen vorher, d. h. bis zum 15.Juni, einzusenden. Vor der
ltlntscheidung nehmen die Comite-Mitglieder von den eingegangenen Ar-
beiten Kenntniss. Die Entscheidung erfolgt nach Stimmenmehrheit, wobei
die drei Mitglieder der Jury, und zwar jeder mit dreifacher Stimme, init-
stimmen.
Airsserdem hat das Comite das Programm für die irärhstjährige Con-