Ran
Uhri stian
der beiden Polenkönige lilieczislaw und Boleslatv Chrobriizu Posen, das
Grabdenkmal der Königin von Hannover in hlarmor, die hlarmorgestalten
der sechs Viktorien für die Walhalla bei Regensburg, reihten sich den
ebengenannten an. Einzelarheiten verschiedenster Art, namentlich eine
überaus grosse Anzahl von Portraitbiistain, entstanden neben den grösseren
Werken. Gegenwärtig sehen wir, in Berlin, der Aufstellung; des mäch-
tigen eheruen Denkmales Friedrichls des Grossen, das in der Figurenfülle
seiner Träger zugleich das Denkmal der Zeit des grossen Königes ist, ent-
gegen. Rauch hat dasselbe im Verlauf der letzten zehn Jahre, mit unver-
sieglicher Jünglingsfrische, gearbeitet.
Das Geheimniss von Rauchs künstlerischer Grösse ist einfach und
liegt offen vor unserm Auge. Er hat den künstlerischen Blick für die
Natur und ihre Gesetze; er hat die Demuth, die Treue, die nimmer en-
dende Hingebung, sein Ich vor dem Bilde der Natur zu vergessen, ihren
Geboten, wie sie in der einzelnen Erscheinung sich geltend machen, zu
lauschen, diese in ihrer vollen und höchsten Wesenheit zur dauernden
Darstellung zu bringen. Er hebt mit. dem Gegehenen, dem Seienden an
und steht, dasselbe mit aller Kraft seines Geistes und Willens durchdrin-
gend, auf demjenigen festen Grunde. auf dem allein die höchste Kunst-
vollendung erwächst und zu aller Zeit erwachsen ist. Er ist, von solchem
Grunde aus, unablässig zu immer mehr geläuterter Vollendung emporge-
stiegen, gleich als ob jedes Jahr seines Lebens seiner Hand nur neue
Frische, neue Kraft gebracht hätte.
Rauch hatte für solche Richtung des künstlerischen Sinnes bei seinem
Eintritt in Berlin den entsprechenden Boden gefunden. ln Berlin hatte
sich In der Snäteren Zeit des vorigen Jahrhunderts eine gewisse realisti-
sche Kunstwelse ausgebildet, die einerder damals gewichtigsteu Vertreter
ideallsiläfhen Strebens, Goethe, fast streng zu rügen sich gedrungen fand.
Die standbllder Yen Seidmzv Keim, Zieten und dem Fürsten von Dessau,
durchgieniilamander J. P. A. Tassaert und durch Gottfried Schn-
dow gefertigt, entstanden als die kräftigsten Zeugnisse dieser Knnstweise.
die eben doch den Vorzug gesunder, fortwirkender Kraft hat. Rauch
setzte in seinen Werken fort, was er in jenen begonnen sah; er schloss
sich ebenso treu, noch treuer als die genannten Meister, der körperlichen
Erscheinung der zu Feicrnden an; aber er hat die Darstellung zugleich
auf eine wesentlich höhere Stufe geführt. Er weiss die feinsten Eigen-
thümlichkeiten des individuellen Charakters künstlerisch wiederzugeben,
die bis ins Einzelste belebte körperliche Hülle zum Ausdruck des leben-
digen Geistes zu machen. Er weiss das gesaunnte Dasein in jenem erhöh-
ten Momente festzuhalten, in welchem dasselbe von lilaass und Har'riirtriia:
durchdrungen erscheint. Er zeigt dieselbe klare und starke Meisterschaft
in der Büste, die dem Privatleben, wie in dem Standbilde, welches dem
ötfentlichen Leben gewidmet ist. Er ist vor Allem der Meister der ge-
schichtlichen Denkmale.
Aber wer mit Ernst und 'l'reue den (iesetzen des Lebens lauscht,
dem bleibt auch die reine, unabhängige Schönheit nimmer fremd. Aus
dem sichern Grunde des Lebens erwächst als ein wesenhaft Wahres das
Ideal, das ohne solchen Grund nur ein 'l'raum ist. Rauch hatte schon au
dem Denkmal der Königin Louise gezeigt. wie mächtig er auch auf diesem
Gebiete war. Die andern historischen Standbilder, die tiann seinc"1'hä_
tigkcit vorzugsweise in Anspruch nahmen, schienen dieser Richtung minder