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Oeirichs, ein, vielleicht nicht genügend bekannt gewordenes Meisterwerk
ersten Ranges geliefert hatte, ein Portraitbild, welches nur mit den
deutschen Portraitmedaillen aus den zwanziger und dreissiger Jahren des
sechzehnten Jahrhunderts, dem Besten, was Deutschland in der damaligen
Blüthezeit seiner Kunst in dieser Richtung zu liefern vermochte, vergli-
chen werden kann, auch in seiner neusten Arbeit noch das Zeugniss
seines vollen künstlerischen Vermögens abgelegt hat Y;
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Frühjahr
1851
geschrieben.)
Christian Rauch, der grosse Meister unter den Bildhaucrn der
Gegenwart, wurde am 2. Januar 1777 zu Arolsen geboren. Sein erster Lehrer
war der Hofbildhatier Valentin zu Arolsen; später arbeitete er bei Chr.
Ruhl in Kassel. In seinem zwanzigsten Jahre kam er nach Berlin, wo
sich ihm zur gründlicheren Ausbildung in seinem Kunstfache willkommene
Gelegenheit ergab. Im siebenundzwanzigsten Jahre ging er nach Italien;
in Rom blieb er längere Zeit. Nach dem Tode der Königin Louise von
Preussen erhielt er, im J. 1811, vom Könige den Auftrag zur Ausführung
ihres Grabflenkmales. Das Werk steht im Mausoleum zu Charlottenburg,
ein Heiligthum des preussischen Volkes. Rauch hatte dasselbe mit aller-
I-lingebung seines künstlerischen Vermögens gearbeitet, doch seinem lNillen
noch nicht genügt; er arbeitete es noch einmal, dem Marmor das tlüssigste
Leben, dem Leben den Hauch des verklärten Geistes aufprägend. Nach
der Befreiung des Vaterlandes von der Fremdherrschaft wurden ihm die
Aufträge zu Denkmälern, welche diese grosse Zeit zu feiern bestimmt
waren. Er schuf die Marmordeukmäler Scharnhorsfs und Bül0w's zu
Berlin, die ehernen Denkmäler Blücltefs, zu Berlin und zu Breslau. An
dem Grabdenkmale Scharnhorsfs, an dem grossen. in Eisen gegossenen
Siegesdenkmale, welches sich auf dem Kreuzberge bei Berlin erhebt, hatte
er wesentlichen Antheil. Das Grabdenkmal des Königcs Friedrich NVil-
helm IIL, Welches neben dem der Königin im Charlottenburger Mausoleum
aufgestellt ward, kann als Beschluss dieser hehren Folge bezeichnet werden.
Andre Werke, die Denkmäler mit den ehernen Standbildern des Kö-
niges Maximilian zu Milnchen, Francks zu Halle, Dürer's zu Nürnberg,
l] Die grössere der für gewerbliche Leistungen zu vriheilenden Medaillen
ist von G. Pfeuffer gearbeitet. Ich ünde in derselben kein künstlerisches
Vermögen, im höherenSinne des Wortes, und fühle mich daher nicht veranlasst,
sie in diesem. der Kunst gewidmeten lllatte näher zu besprechen. Ich bemerke
nur, dass in dem Profllbilde des Königs, welches auf dem Averse im Einschluss
andrer Darstellungen enthalten ist, jenes ausschliesslich Individuelle vielleicht
charakteristischer hnrvortritt und dass die von Gornelins für den Revers gelie-
ferte Gomposition, auch abgesehen von der Ausführung und Behandlung, wie-
derum eine minder günstige ist.