neu
Medzlillo
VON
Karl
Fiscl
18T
Bvrl
stylistischen Auffassung, doch vielleicht noch mehr beachtet sein. Sehen
wir aber hieven ab. so finden wir in (ier Behandlung des Kopfes überall,
neben jener maassvoll gehaltenen Anlage, eine weiche, lebenvoll tlüssige
Behandlung, die der Arbeit zugleich einen grossen Reiz giebt. Auch das
Haar ist leicht, frei und in durchaus edler Weise behandelt. Der Re-
vers -ist, wie ich höre (denn auch hier fehlt die Beischrift), nach einer
Cemposition von P. von Cornelius gearbeitet. Ich habe mich mit den
Entwürfen, die Cornelius neuerlich zu unsern llletlaillen geliefert hat, nicht
überall einverstanden erklären können; die Bewegung seiner Gestalten ist
darin gelegentlich etwas zu selir auf herkömmliche Schaustellnng berech-
net, die Composition ab und zu eine der plastischen Ausführung nicht
günstige, der Gedanke nicht immer schlicht und concentrirt genug. Für
diese neuste Fischersche Medaille aber hat er einen höchst glücklichen
Entwurf geliefert, der ebenso, wie er im Gedanken eine einfache epigram-
rnatische Grössc hat, den gegebenen Raum in schönster Weise füllt und
der plastischen Behandlung (ohne zugleich an das entgegengesetzte Extrem
einer einseitig plastischen Schule irgend anzustreifen) völlig entspricht.
Es ist ein auftlicgenrler Adler, auf dem eine weibliche gekrönte Gestalt
sitzt, die in der Linken ein Sceptei" trägt und mit der Rechten einen
Kranz emporhebt, also eine Borussia, oder vielleicht noch richtiger:
die Majestas Preussens, welche einen Sieger zu krönen im Begrili" ist. Es
dürfte schwer sein , eine schönere Composition für ähnliche Zwecke nach-
zuweisen; es dürfte aber auch einer solchen Coxnposition nur selten eine
Ausführung von ähnlicher Gediegenheit. entsprochen haben. Dahin gehört
fürs Erste die Zartheit des Reliefs im Allgemeinen. Bei unseren neueren
Medaillen (die meisten Fischefschen ausgenommen) ist ein dickes, schwer-
fällrgesRelief vorherrschend geworden, welches das Auge des Betrachters in
unerqulgkllebster Weise berührt, ein Uebelstand, oder eine künstleri-
sßhß Traghfilh_ die doppelt auffällig ist, da gerade die 'l'echnik der Me-
die, auch von früheren grossen Meistern sehr wohl benutzten
Mittel bietet, H1 der leichten Schwingung des Reliefs das Anrnnthvollste
zu leisten. In der vorliegenden Medaille ist diesem Bedingniss wiederum
aufs Vollständigste entsprochen. Die weibliche Gestalt ist zur Hälfte
nackt. Um ihren Unterkörpcr liegt ein stärkeres Gewand, Während der
Oberkörper grössten Theils entblösst ist und, bei dem leisesten Relief, die
zarteste Entwickelung grossartig edler Formen zeigt. Sie trägt zugleich
eine Art Chlamys von leichtem Steife, die über der rechten Schulter zu-
sammengeheftet ist, über einen "llheil des Körpers weggeht und ilatternd
in der Luft schwebt. Dies Gewandstück, wo es die läörperfornien durch-
schimmern lässt und wo es frei spielt, ist an sich ein kleines Meisterstiick
zartester Behandlung, die sich, obwohl durchaus auf der Grundlage des
plastischen Elements, zu einer Freiheit entwickelt, welche der malerischen
Wirkung nahe steht. Während wir statt der letzteren an ähnlichen Stellen
unsrer modernen Medaillen gelegentlich eine Art wüsten Bindfadengerieni-
sels sehen, steht Fischer hier ich wage das Wort: einem I-ledlinge r
zur Seite. Dass durchweg die ganze Darstellung des Reverses mit dem
lebendigsten Naturgefühl durchgeführt ist, bedarf nach dem Vorstehenden
keines weiteren Nachweises. ich kann nach Betrachtung der Medaille nur
die unverholene Freude darüber aussprechen, dass Fischer, der schon im
Jahre 1833, in seiner Medaille auf den Ober-Landes-Gerichts-Präsideuten
Kugur, Kleine Schriften. m. 471