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Erörterungen
Kritiken,
Berichte,
von Carrara Marmorblöcke von der Grüsse und Güte, wie sie zu diesem
Zwecke nöthig waren, gewonnen und hiehergesehatft werden konnten. ln
den ersten Jahren des Unternehmens ward der Wohlthätigkeitssinn Berlins
zur Aufhülfe der von einem verderblichen Brande heimgesuehten Stadt
Hamburg aufs Höchste in Anspruch genommen, so dass die entbehrlichen
Mittel der Bewohner Berlins sich vorzugsweise dorthin wandten. Schwere,
drückende Nothjahre für den preussisehen Staat selbst folgten; dann eine
Zeit, in welcher das innere Leben des Staates einem völligen Umsturze
Preis gegeben und die Noth des Augenbliekes die Ptliehten der Dankbar-
keit gegen eine grosse Vergangenheit fast vergessen zu machen schien.
Aber alle diese Zeit hindurch arbeitete der Künstler, ob auch kaum eines
persönlichen Lohnes gewärtig, mit unerrnüdeter Beharrlichkeit, mit unver-
ringerter Begeisterung an seinem Werke fort. Er legte den Meissel nicht
eher zur Seite, als bis das Beste geleistet war, was er vermochte, und
bis wie wir glauben die Summe der künstlerischen Kraft unsrer Zeit
in dieser Arbeit ihren Ausdruck gefunden hatte.
Das Werk ist vollendet und die schweren Wetterwolken, die über
unserm Vaterlande hingen, sind zerrissen. Ein neuer Tag der Geschichte
Preussens ist angebrochen, und mit Muth, I-loiTnung und Vertrauen blicken
wir dem, was er uns bringen wird, entgegen. Darum ist es jetzt an der
Zeit, das Denkmal aufzustellen. Es soll nunmehr aus der Werkstätte des
Künstlers hinaustreten, es soll dem Leben der Gegenwart und der Nach-
welt angehören und dazu beitragen, dass beide sieh ihrer Verbindung mit
der grossen Vergangenheit bewusst bleiben. Am heutigen Tage, dem
Geburtstage des verewigten Königes, wird der Grundstein des Denkmales
gelegt. Der Platz ist unfern der Louisen-Insel, nach deren Denkmal das
Standbild des Königes hinüberblicken wird. Die Aufstellung selbst wird,
wie wir holien, in kürzester Frist nachfolgen.
Möge das Denkmal lange Jahrhunderte hindurch ungestört und un-
entweiht an seiner Stelle stehen! Und möge es, wie es aus der Liebe
zwischen Volk und König hervorgegangen ist, die Liebe zwischen Volk
und König stets lebendig erhalten!
Berlin, am 3. August 1849.
Meisterwerke deutscherrHolzschneidekunst.
haltend 4 Blätter mit 5 Bildern. In Holz ausgeführt
Frankfurt. Leipzig 1849, Georg Wigamls Verlag.
Erstes Heft, ent-
von E. Graeff in
F01. 1 Thlr.
(Deutsches Kunstblatt
1850,
Unter diesem Titel kündigt sich ein neues Unternehmen an, das für
die Tüchtigkeit und Solidität, mit welcher der Holzschnitt heutiges Tages
bei uns behandelt wird, neue Belege giebt. Die Zeichnungen rühren von
Zeitgenossen her, und es scheint somit beabsichtigt zu sein, auch in Be-
zug auf Inhalt und Composition Belege für die heutige Kunstrichtung vor-
zufüliren. Ich kann mich indess, um dies vorweg auszusprechen, mit der