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Berichte,
Kriti
Erörterungen.
rechte Gleis bringen; die Tochter lauscht bcsorgllßll illl Hintergründe. Die
Gestalten stehen etwas vereinzelt neben einander, (10011 Sind Sie Vßll alls-
geprägten Characters, der unser Interesse lebhaft fesselt. Wir kennen diese
Naturen, es sind Verwandte von (lenen, die uns aus Berthold Auerbaclfs
Dorfgeschichten in der Erinnerung leben; und wie in Auerbaclfs Geschich-
ten, so gewinnt ihr Beisammensein auch hier Bezüge, die wieder über
die schlichte Situation des Genrebildes hinausgehen. Der alle Förster ist
der Repräsentant derber selbständiger Volksnatur. Der Eidam ist ihm
nicht recht, weil er Kniehosen und schwarze Strümpfe und Schnallen-
schuhe und keine Büchse trägt. Aber die Sache wird sich linden, sie
werden doch zusammen ihre Wege gehen. Der Bnrsch steht trotz seines
pastoralmässigen Unterkostüms sehr fest auf seinen Beinen; sein Gesicht,
augenblicklich zweifelhaft, trägt im Uebrigen ein sehr entschiedenes Ge-
präge, das sich, einmal aufgeregt, zu starrer Leidenschaft entwickeln dürfte
Er wird ein starker Fürsprecher für die Angelegenheiten der Landgemcinde
werden. Aber, wie in dem Kopfe des Alten keine sonderliche geistige
Tiefe, so ist auch in seinem etwas Befangenes, Beschränktes. Er wird
in den Kämpfen der Zukunft nicht siegen, und das Stück wird muthmaass-
lieh, gerade wie es Auerbach liebt, mit einer Auswanderung nach Amerika
schliessen. Sollte ich hiemit etwas zu weit interpretirt haben, so
spricht es doch immer für den geistigen Gehalt eines Kunstwerkes, wenn
man sich zu solchen Erklärungen angereizt findet. Schade nur, dass das
Mädchen dem Beschauer nicht auch ein xiamhaftes Interesse eintlösst! man
vermuthet ein lebhafteres Band von dem jungen Schulmeister zu dem alten
Förster hin, als rückwärts zu dessen 'l"ochter. Der Stich, wie es scheint,
ist in Aquatinta ausgeführt, im Einzelnen der geschabten Manier sehr
ähnlich. Er ist mit Sorgfalt und mit lebendigem Eingehen in das Charak_
teristische durchgearbeitet. Dass die Lichter hie und da etwas flüchtig
Springendes haben, übersieht man gern; in der 'l'otalwirkung wäre etwas
mehr Luft zu wünschen. Jedenfalls wird das Blatt den Freunden solcher
Darstellungen eine willkommene Gabe sein.
Das
Denkmal
König
III.
Friedrich Wilhelms
Berlin.
Thiergarten
im
ZU
sei:
(Geschichte
Entstehung
und
Ausführung,
Heu
Grundstein
eingelegt)
Am 7. Juni 1840, kurz vor Vollendung seines sicbzigstcrl Lebens-
jahres, war König Friedrich Wilhelm llI. gestorben. Nachdem er mit
seinem Volke das Joch der Fremdherrschaft siegreich abgeworfen, hatte
er ein Vierteljalirhuudert in ungcstörtem Frieden geherrscht und vielfäl-
tige Woh-lthaten über seinen Staat und über sein Volk ausgebreitet. Seine
Residenzstadt Berlin hatte sich deren vorzugsweise zu erfreuen gehabt.
Daher sprach sich in ihr unverholen, durch alle Stufen der Gesellschaft,
die tiefste Trauer über seinen Hintritt aus; daher ward in ihr sofort der
Wunsch rege, dem hohen Verewigten, als bleibendes Zeichen treuer Liebe