Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

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Berid 
Kritiken 
Erörtern 
ugen 
Bedürfnissen, jener Natur gegenüber, Genüge zu leisten gewusst. Der 
volle kräftige Baumwuchs, wie er sich dort zeigt. oft lIl einer Anordnung, 
die jenen geschmackvollen Uebergängcn vom Wald zur Wiese entspricht, 
bildet den Hauptinhalt fast aller seiner Blätter; am liebsten stellt er die 
Eichen dar, die im Dessauisehen so vortrefflich gedeihen; nur in unter- 
geordnctem Maassc, je nach dem Erforderniss der Composition, und be- 
sonders wenn etwa Bauerhiittren den Mittelpunkt ausmachen und es somit 
auf das nähere Einleben des Menschen in die Natur ankommt, reihen sich 
ihnen Weiden, Erlen, Buchen u. dergl. an. Ueberall sehen wir eine freie 
Naturauffassung und einen energisch unbefangenen Vortrag in diesen Ar- 
heiten, die ihnen zugleich die Eigenschaft schätzbarer Belcgstücke für den 
allgemeinen Aufschwung der Vaterländischen Kunst zu jener Zeit geben 
und sie den Blättern eines Ferdinand Kobell und Anderer anreihen. 
Macht sich hie und da in Composition, Ausführung oder Behandlung Jena 
mehr auf sentimentaler Grundlage beruhende (und daher etwas conven- 
tionelle) Naturauifassung geltend, so darf dies nicht befremden; doch ist 
es in der That nur in sehr wenig auffälliger WVeise der Fall. Einzelne 
Blätter sind als "reiche Kräuterstudien ausgezeichnet und bekunden auch 
"in dieser Weise das naive Eingehen auf das Vorbild der Natur. Es ist 
indess kaum nöthig, alles dies hier näher zu berühren, da die Blätter den 
Liebhabern ohne Zweit'cl wohlbekannt sind. 
Das in der Ueberscllrift genannte Unternehmen scheint dazu bestimmt, 
dem Publikum eine grössere Folge von Kolbe's Radirungen in neuen Ab_ 
drücken vorzuführen. Gewiss ist dasselbe sehr anerkennungsiverth. und 
wird das mehrfache Interesse, das diese Blätter  im selbständig künst- 
lerischen Belang, für das Studium und als Dokument der Gesehmaeksrich_ 
tung ihrer Entstehungszeit  gewähren, ihnen ohne Zweifel die Gunst 
auch der Gegenwart sichern. Ueber den Inhalt des Einzelnen lässt sich 
wenig sagen: es sind eben die einfachsten landschaftlichen Motive, in der 
vorhin geschilderten Art, die aber, wie die Natur stets neu ist, so augh 
in ihrer Darstellung einen stets neuen künstlerischen Eindruck hervor- 
bringen. Eins der Blätter ist ein prachtvollcs Kräuterstudium, doch mit 
seltsam sentimentaler Beigabe; die Pflanzen und Stauden wülben sich 
nämlich über einem Sarkophage mit dem bekannten "Et in Arcadia ego," 
und davor stehen ein paar Arkadier in sinnlich nüchtern akademischer 
Stellung, deren kleine Körperdimension den Kräutern die Kolossalität 
einer tropischen Vegetation gibt. Doch nimmt der scurrile Einfall dem 
Blatte von seinem sonstigen Werthe nichts. Einige Blätter sind leider von 
Platten genommen, die wohl schon ziemlich angegriffen sind; sie gewäh. 
ren im Abdruck (wenigstens nach den mir vorliegenden Exemplaren zu 
urtheilen) nicht mehr ein recht markiges Bild. Jedes Heft hat acht Blät- 
ter; ausserdem sind auf den Umschlägen, als Vignetten zum Titel, kleine 
Platten von besonders geistreicher Behandlung mit abgedruckt.
	        
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