eichn
dz
Ran
ung.
(Kunstblatt
1848,
Dem
deutschen
Otto
Speckter
gez.
'olke. seinen Fürsten und Regierungen,
dass, wer geknechtet, werde frei,
im alten Recht das neue sei.
und lith. Mai 1848. Gedruckt von Speckter x
Comp. Hamburg. F01.
Volke.
Das Blatt, das die vorstehende Unterschrift führt, enthält ein kräfti-
ges Gßdißht, welches das neue Recht im alten, die neue Freiheit und
Einigkeit Deutschlands in der alten singt und kündet. Das Gedicht be-
findet sich auf einer Fahne, die von einem Eichbaum niederhängt; die
Zweige des letzteren umschliessen einzelne Bilder, in denen die Tüchtig-
keit des ächt deutschen Wesens, wie es der Zeichner eben aufgefasst hat,
in den verschiedenen Momenten seiner öffentlichen Bethätigung dargestellt
und der wüsten Völkerbeglückung a la francaise (auch nach der Anitas-
sung des Zeichners) gegenübergestellt ist. Es sind eine Menge kleiner
Einzelbezüge neben den Hauptsachen wahrzunehmen; auch flattern aller-
lei Fähnlein und Bänder mit erklärenden Inschriften hinein. Das Haupt-
bild, oberwärts, stellt eine deutsche Kaiserwahl dar, der Kaiser mit modern
individuellen Zügen, die Darstellung im Uebrigen im mittelalterlichen
Kostüm, wie wir dasselbe aus Bildern romantischer Schulen oder von der
Bühne her kennen. Für die künstlerische Behandlung genügt es, den Na-
men des Zeichners zu nennen; er bürgt dafür, dass wir es hier nicht mit
einer Speeulation auf die Leidenschaften des Augenblicks, sondern mit
einer Kunstarbeit zu thun haben.
Freilich aber ist das ganze Blatt doch eben ein Tendenzblatt und
daher die Frage, wie es sich zu den Tendenzen der Gegenwart verhalte,
nicht wohl zu umgehen. Es ist viel darin enthalten und es liesse sich
viel darüber sagen. Es könnte z. B. in Frage kommen, ob die Gegen-
sätze der Zeit sich so einfach auseinanderlegen, wie es hier dargestellt;
ist, und 0b Einem die Wahl so leicht gemacht wird, wie hier durch die
Bilder von Volksglüek und Zerrüttung. Es könnte auch zweifelhaft er_
scheinen, ob die heutige Zeit sich wirklich frei und ungezwungen in den
mittelalterlichen Kostümen bewegen und ob sie in dieser Bewegung die
wohl stylisirten Falten ihrer weiten Gewandung bewahren möchte. Ich
benutze indess sehr gern das Recht des Knnstblattes, über dergleichen
Dinge keinen Aufschluss zu geben und dies lieber den publieistischen
Colleginnen zu überlassen. Dem wacker-n Künstler aber wollen wir, lrQtz
unsrer stillen Bedenken und ohne ihm unser wehmüthiges Lächeln allzu
deutlich zu offenbaren, doch herzlich die Hand drücken.