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Bericl
ken,
Kriti
Erörte:
den blechernen Präsentirtellern zu bewundern allen Grund hatten, arbei-
tet. Mehrere Marinen von Schotel zeichnen sich, wie stets seine Bilder.
durch grossc Wahrheit und Treue und prosaische Auffassung aus.
An die Malerei schliesse ich die vervielfältigenden Künste des Kupfer-
stichcs, der Lithographie und des Holzschnittes an. Filr Hebung und
Entfaltung des Kupferstiches von Seiten der Regierung, wie wohl in an-
dern Ländern, ist seither bei uns kaum etwas geschehen. Wir dürfen
uns daher nicht wundern, wenn wir im Fache des eigentlichen höheren
Stiches, in Linienmanier, nur Weniges und darunter wenig Bedeutendes
finden. Das schönste der ausgestellten Blätter dieser Art ist ein weibliches
Brustbild, von. Mandel gestochen, das, bei leichter Ausführung, in der
ausserordentlichen Reinheit und Zartheit der Taillen sich dem Besten
seines Faches anreiht. Andre gute Linienstiche bemerkte ich von A.
Hoffmann und von Trossin. Ein grosses landschaftliches Blatt, "die
Blüthe Griechenlands," nach einer Schinkelschen Oomposition von W_
Witthöft gestochen, ist jedenfalls eine sehr achtbare Arbeit in ihrer
Art. wenn auch ein wenig trocken. Mehr Beifall scheint jetzt die durch
Lüderitz wieder eingeführte geschabte Manier zu finden, die gewisser-
rnaassen zwischen dem strengeren Kupferstich und der Lithographie (auch
im Preise) in der Mitte steht. Ph. H. Eiehens, H. Sagert u. A. m.
haben Gutes der Art geliefert. Die Lithographie steht bei uns in er-
freulicher Blüthe, und auch der Ausstellung fehlt es nicht an Beispielen.
Den schon bekannteren Namen von Jentzen, G. Wildt, C. Fischer,
reiht sich hier u. A. Feekert mit ebenfalls trefflichen Leistungen an.
Unser Holzschnitt hat sich seit einigen Jahren zu einer glänzenden Ent-
wickelung aufgeschwungen; unsre neueren Meister wissen sich in dieser
Technik mit einer Leichtigkeit, Freiheit und Grazie zu bewegen, dass
ihre Arbeiten, ohne doch das Eigenthümliche des Schnittes aufzugeben,
fast der Badirung zur Seite stehen. Unzelmann mit seinen Schülern,
darunter Albert und Otto Vogel, haben die treftlichsten Sachen der
Art ausgestellt, die zumeist für die Prachtausgabe der NVerke Friedrichs
des Grossen bestimmt und nach A. MeuzePs geistreichen (gelegentlich
etwas barocken) Zeichnungen gefertigt sind. Noch habe ich Einiger
grossen Originalradirungen, Ansichten von Lokalitäten Danzigs, zu ge-
denken, diexJ. G. Schultz in Danzig gearbeitet hat. Es scheint, dass
Schnltz in diesen Blättern (wie Klein in München in den seinigen) un-
gleich Erfreulicheres leistet, als in seinen Gemälden, deren höhere Wir-
kung durch Härte und Kälte der Farben stets beeinträchtigt bleibt.
Die eigentliche Bliithe der hiesigen Kunst gehört unbedenklich dem
Fache der Bildhauerei an; in ihren Schöpfungen sehen wir die feinste
organische Durchbilduug, die Entfaltung des edelsten, überall von der
natürlichen Grundlage getragenen Styles. Auf der gegenwärtigen Alls-
stellung ist dies Fach aber nur sehr ungenügend vertreten; die vorzüg-
lichsten Meister sind, wie ich Ihnen schon in meinem ersten Briefe schrieb,
augenblicklich mit umfassenden monumentalen Arbeiten beschäftigt. so
dass sie theils nur minder Bedeutendes zur Ausstellung geben konnten,
theils ganz fehlen. So sehen wir zunächst von Bauch diesmal nur
Weniges, in diesem Wenigen aber freilich wieder die Belege seiner höchst
gediegenen Meisterschaft. Die Marmorbüste eines älteren Mannes ist, bei
Vürtreftlicher Gesammthaltung, in merkwürdigster Naturlebendigkeit durch-
geführt. Aehnlichcs Verdienst hat eine zweite Büste in Gyps. die die