Besuch
Potsdam
Charlnttenhof bei
die Villa selbst kennen lernen wollten. Der Weg dahin führt an wech-
selnden Buschpartieen vorbei, aus deren einer, geschmackvoll wie ein
grosser Candelaber verziert, der hohe Schornstein der Dampfmaschine,
welche die genannten WVasser treibt, hcrvorragt. Die Villa selbst war ur-
sprünglich eine einfache Privatwohnung; sie ist von Schinkel für den
jetzigen Besitzer umgebaut. Der dorische Prostyl führt auf eine lange
Terrasse, welche auf der andern Seite durch eine grossc halbkreisrunde,
mit einem Zelt überspannte Bank geschlossen wird. An der nischenartigen
Rückwand dieser Bank, deren beide vordere Ecken mit schönen Bronze-
statuen geschmückt sind, fanden wir einen jungen Maler, Herrn Rosen-
thal, bei der Ausführung eines bunten Frieses beschäftigt, einen Triumph
der Amphitrite und Kämpfe von Seegottheiten mit chimärischen Thicren
vorstellend; die ersten Gruppen sind nach Schinkel's Zeichnungen, die
folgenden aus Raphaels Arabesken zusammengestellt, der grösste Theil
aber von Herrn Rosenthals Eründung und so im Geist der beiden genann-
ten Meister fortgeführt, dass es schwer halten dürfte, das Einzelne von
einander zu scheiden. Das Hahptbindemittel der Farben besteht hier, um
sie gegen die Einwirkungen des Wetters zu sichern, aus Wachs. Treff.
lich ist, vom Portikus aus betrachtet, der Effekt dieser farbigen Nische
gegen den Garten und die Luft. Der Laubgang, welcher dieselbe mit der
Villa verbindet, ruht auf leichten viereckigen Pfeilern; der Theil zunächst
vor dem Gebäude, der bedeckt. aber zu den Seiten offen ist, bildet eine
Art Vorhalle, die wie jene Nische auf's Zierlichste mit farbigen Arabesken
bemalt ist. Hier insbesondere sieht man recht deutlich, wie Farbe und
Malerei der Architektur nothwendig sind und wie letztere erst in dieser
Verbindung ihre volle Wirkung ausübt. Ueberaus lieblich ist gerade hier
der Contrast des strengeren stylisirten Ornamentes gegen die beweglichen
Formen der Weinwand, welche sich noch auf der einen Seite dieser Vor-
halle hinzieht. Eine Marmorstatue, die auf die Brüstung der letzteren
gesetzt werden soll, wird vor diesem lebendig grünen Teppich den herr-
lichsten Effekt machen. In der Mitte der Terrasse erhebt sich ein Wasser-
strahl zu mässiger Höhe, fällt dann in eine Schaale, aus der er in unzäh-
ligen feinen Strahlen niederströmt. An der Seite des Platzes, über
blühenden Blumen, bilden sich blitzende Wasserglocken.
Die innere Einrichtung der Villa ist eben so edel und geschmackvoll.
wie einfach und ansprnchlos. Der nach der Terrasse zu sich öffnende
Salon ist, den Fenstern gegenüber, mit zwei Nischen versehen. die mit
scharlachrothen Teppichen behäugt sind und schöne Marmorstatuen ent-
halten, die eine Wredow's Ganymed, die andere den David von Imhof.
Bemerkenswerth ist das Treppenhaus, dessen weisse, mit leichten Ara-
besken geschmückte Wände, vermöge des blauen Lichtes, welches durch
das blaugefärbte Fenster über der Thür hereinfällt und alles übrige Blau
förmlich absorbirt, in eigenthümlich rosigem Schimmer erscheinen. D18
Zimmer haben, durch ihre kleinen Dimensionen, etwas besonders Behag-
liches, ähnlich den antiken. Auf geschmackvolle Weise sind dle Sple-
gel angebracht, von verhältnissmässig nicht bedeutender Grösse, m" 9111er
schmalen Goldleiste eingefasst, und mit einem leichten, auf die Wand ge-
malten Ornament umgeben. Die Aussicht aus verschiedenen Zimmern
wird durch den Blick auf das neue Palais zu einem schönen Bilde, und
Kuglef, Kleine Schriflen.