Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

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Berichte, 
Erörterungen 
Kritiken, 
der Berge des Hochlandes selbst, und bei jedem Besuch der Ausstellung 
ist es uns mehr werth geworden. 
Noch sind unter den Düsseldorfer Landschaftsbildern zwei grosse Ge- 
mälde des dortigen J. W. Schirmer anzuführen. Schirmerls Verhältniss 
zu der Düsseldorfer Schule ist meines Erachtens ein sehr merkwürdiges 
und eigenthümliches Phänomen und giebt recht deutlich zu erkennen, wie 
dasjenige, was in den allgemeinen Stimmungen und Bedürfnissen der Zeit 
liegt, zum Durchbruch und zur Entfaltung kommen muss und auch durch 
die einflussreichste Persönlichkeit nicht zurückgehalten wird. Schirmer 
ist der Lehrer der Landschaftsmalerei an der Düsseldorfer Akademie und 
hat demnach den sämmtlichen jungen Kräften der Schule. die sich diesem 
Fache widmen, die Bahnen zu weisen, auf denen sie sich bewegen sollen; 
aber sie folgen, wenigstens der bei weitem überwiegenden Mehrzahl nach, 
nicht derjenigen Richtung, die sich, wenigstens schon seit längeren Jah- 
ren, in seinen Bildern ausspricht, sondern vielmehr derjenigen, als deFen 
Haupt wir Lessing bezeichnen müssen, obgleich Lessing nichts mit der 
Akademie zu thun hat und überhaupt nicht Lehrer ist. Schirmer hat sich 
mit vollster Entschiedenheit der classischen Richtung der Landschaftsma- 
lerei hingegeben, ja seine Bilder sind es, die vor allen auf der gegenwär- 
tigen Ausstellung diese Bezeichnung in Anspruch nehmen. Es sind fein 
componirte Landschaften im Charakter der italienischen Natur, die eine, 
breitere, mit einem Wasser in der Mitte, das seitwärts von niedrigem 
Felsufer und einer Gruppe von Korkeichen, durch welche die Sonnen- 
strahlen hindurchbrechen, beschattet wird, rechts mit dem Blick ins Freie, 
 die andre, von höherem Format, mit einem Wasscrsturz zwischen Felsen 
und Bäumcn und Büschen, die zu beiden Seiten in strotzender südlicher 
Kraft aufstreben. Beide Bilder folgen ganz dem Style der altitalienischen 
Landschaftsschule, die man wegen ihres Ernstes wohl als die historische 
bezeichnet hat; besonders das zweite Bild darf in seinem strengen, mar- 
kigen Ernst wohl einem Poussin verglichen werden. Doch ist dabei von 
Nachahmung keine Rede; vielmehr bezeugen beide Bilder durchweg die 
selbständige meisterliche Schöpferkraft.  Andreas Achenbaeh würde hier 
vielleicht noch anzuschliessen sein; doch sind die von ihm im Katalog 
angekündigten Bilder auf derlAusstelltlng nicht erschienen. Dagegen ist 
ein Bild von Oswald Achenbach (ich glaube, einem Bruder des eben 
genannten berühmteren) zur Ausstellung gekommen, das ebenfalls ein er- 
freuliches Beispiel dieser classischen Richtung ist. Es ist eine Landschaft 
aus den "Brinanzß" in Oberitalien, die sich sowohl durch grosse Linien- 
führung und tüchtiges Machwerk, wie besonders durch den schönen wei- 
chen Duft im Mittelgrund und in der Ferne auszeichnet. 
Als Repräsentanten der Stillleben- und der Arabeskeumalerei erlaube 
ich mir, Ihnen einige Damenarbeiten vorzuführen. Ein Blumen- und 
Fruchtstück, wo den Blumen und Früchten noch ein Pulverhorn und eine 
geschossene Ente zugcsellt sind, und unterwärts eine kleine Reliefdarstel- 
lung angebracht ist, rührt von Frl. Louise Schott in Düsseldorf her. 
Das Bild ist so fein und lebenvoll in seinen Einzelheiten wie inM-gedie- 
gcner Gesammtharmonie durchgeführt und macht es vergessen, dass von 
dem l-Iauptmeister dieses Faches, Preyer in Düsseldorf, diesmal trotz des 
Katalogs kein Gemälde erschienen war; wenigstens vermochten meine spü- 
renden Augen nichts weiter von ihm zu entdecken, als sein eignes spre- 
chendes Portrait, von Hasorxclever in ganzer (bekanntlich höchstens 2 Fuss
	        
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