Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

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läerichte, 
Kritiken, 
zgeu 
künstlerischer Beziehung nicht eben ausserorticntliche Vorzüge besitzen. 
die wir aber ebenso gern betrachten, wie wir guten Reiseschilderungcn aus 
jenen Gegenden mit Vergnügen folgen.  Andre, auch ausserhalb Berlins, 
haben es diesmal besonders auf Acgypten abgesehen. Es ist aber nicht 
nöthig von diesen Leistungen im Einzelnen zu sprechen. 
Unter den hiesigen Seestücken begnüge ich mich die von Brendel 
und E. Schmidt hervorzuhcbßll-  Unter den Architekturmaleril nenne 
ich Gärtner in seiner so bescheidenen, wie sorgfältigen, 0b auch nüch- 
ternen Weise (Rathhaus zu Breslau), P. Gropius mit mehr dekorations- 
massig aufgefassteu italienischen Architekturen, Hasenpflug (in Halber- 
stadt) mit einem zierlich winterlichen Kreuzgangsbilde in seiner beliebten 
und liebenswürdigen Art, und Gemmel (in Königsberg) mit Architek- 
turen eigner Composition, bei denen eine höhere malerische NVir-ltung mit 
Glück angestrebt ist und auch wohl erreicht wäre, fände sich der Künstler 
nicht durch ein gewisses wolliges Wesen im Vortrage in etwas behindert. 
Unter den Landschaftsmalern von Düsseldorf steht Lessing (der dies- 
mal nichts von Arbeiten im Fache der Historienmalerei eingesandt hat) 
voran. Wir haben von ihm auf der Ausstellung eine ungemein schöne, 
meisterlich bedeutende Landschaft. Es ist ein ernster Hcrbstabend; der 
Himmel ist kühl, die Sonne schon hinter eine, in fester Form lagernde 
Wolkenschicht hinabgesunken. Wir sehen ein stilles Thal mit Htigelrci- 
hen auf den Seiten empor; ein Bach tliesst mitten hindurch; einzelne 
Eichen stehen zu den Seiten, von den letzten abendlichen Lichtern ange- 
glänzt. Es ist ein Ernst, eine Stille in dem Bilde, die unser Gemüth un- 
willkürlich nach sich zieht. Wie mit schwermüthigen Dichterworten, die 
doch aus dem Grunde in sich beruhigter Weisheit emportauchen, Spricht; 
das Bild zu uns. Aber wenn ich dasselbe als dichterisch bezeichne, so 
soll damit doch keineswegs gesagt sein, dass es zugleich (wie oft sonst genug 
das Dichterische in der Kunst) einen Mangel an künstlerischer Kraft in 
sich schliesse; vielmehr steht Alles in fester Realität vor uns, in einer 
Energie der Farbe und des Tons, die schon sinnlich die entschiedenste 
Wirkung ausübt. Das Bild ist diesmal das Meisterwerk unter denen, wel- 
ehe vorzugsweise dem Gebiete der Stimmung, der romantischen Richtung 
(falls ich dies gegenwärtig etwas verpönte Wort noch einmal gebrauchen 
darf) angehören. 
Zwei in sich ziemlich verschiedene Bilder schliessen sich zunächst an; 
Das eine ist eine Abendlandschaft von W. Klein, ein Hügeltcrrain, über 
"welches man hinabblickt, im Mittelgrunde ein Schloss auf der Höhe; die 
Luft von heftigem Regen durchsaust, welcher von der sinkenden Sonne, die 
ein Gewölk gegenüber verdeckt, wie mit goldigem Schimmer erfüllt wird; 
im Vorgrund ein einsamer Reiter, der gegen Wind und Regen ankämpft. 
Auch dies Bild, bei schönem Gesammtvortrage, ist ächt poetisch; es ge- 
mahnt uns wie das Terrain irgend einer anziehenden Erzählung, etwa 
einer von Eichendorifs reizenden Novellen.  Das zweite Bild ist von 
A. Weber, eine Landschaft nach dem Regen, buschige Eichen im Vor- 
grund, rechts, neben niedrigen Hügeln hin, ein Weg nach einem schlich- 
ten Dörfchen. Das Bild übt durch die kühle Frische, die darin weht, und 
durch die ungemein harmonische Gesammtwirkung. einen sehr wohlthuen- 
den Eindruck aus. Ich möchte es in gewisser Beziehung einem Hobbema 
vergleichen.  Andre der zur Ausstellung gekommenen Landschaftsbildcr 
Traben, ohne tiefere poetische Absicht, die einfachen Formen der heimi-
	        
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