Berliner
Briefe.
679
zufälligen Rastorte in südlichen Gegenden mitcmpfuudeu haben. M. Schmidt
hat etwas von Biermanns dekerationsartigei- Weise, er hält sich in der
Regel nicht mit sonderlich feiner Durchbildung auf, er strebt noch Vvg-
niger nach besonders auffälligen Effekten, aber die offne Naivetät Seiner
Darstellungen spricht stets an. Noch gicbt es allerlei Bilder italieni-
scher, somit classischer Richtung, zum Theil von ansehnlichen Maassen,
die ich aber glaube übergehen zu dürfen.
E. Pape führt uns aus der italienischen in die nordische Natur hin-
über. Ein Bild von ihm, eine Partie aus dem botanischen Garten in Pa-
lermo, möchte etwa mit denen von M. Schmidt zu vergleichen sein, ist
aber feiner durchgeführt und fordert schon etwas bestimmter zur Schau
auf. Die Darstellung eines schweizerischen Wasserfalls (wie er deren
schon auf der vorigen Ausstellung halte) giebf nicht minder ein, mit mei-
sterlieher Präcision auf die Schau berechnetes Bild, was, wie Sie sich aus
unsrer jungen Zeit erinnern werden, bei den vormals vielgemalten Was-
serfällen in der Regel die künstlerische Absicht zu sein pflegt. Eine An-
sicht des Grindelwald-Gletschers, ebenfalls von Pape, enthält die ebenso
meisterlich und überzeugend vorgetragene und zugleich künstlerisch zusam-
mengehaltene Darstellung der merkwürdigsten Naturbildung. Ich entsinne
mich nicht, je einen Gletscher mit solcher innerlichen Wahrheit gemalt
gesehen zu haben. Triebe] hat einige süddeutsche Ansichten geliefert,
die in der etwas vornehmen Behandlungsart auch noch die Verwandtschaft
mit jener classisehen Richtung bezeugen. Andre seiner Bilder aber, und.
namentlich eine vortreffliche grosse Eichenlandsehaft, führen schon ganz in
den Charakter und das Wesen der Heimat ein, bei der die classischcn
Elemente dem Eindrücke der Stimmung zumeist weichen müssen. Hein-
rich Krüge r (in Salzwedel) ist in seinen Landschaften völliv norddeutsch.
abPY doQh möchte ich Sagen, dass 1111011 in diesen, im Allgbemeinen treffe
lfchenvßägdeme und besonders in ihrer Farbenwirkung, ein Element von
behaustc 11115 sich geltend macht, welche die heimische Gefühlsweise wie-
der nicht ganz zur vollen Geltung kommen lässt. Hi lgers, aus Dügse]-
(lülff nach Bern" üborgesledelt, hat feine romantische Landsehaftstöne
von dort mitgebracht, trägt sie indess in einer Weise vor, dass das alte
Band doch schon in etwas gelöst erscheint. In seinen Bildern geht übri-
gens ein eigenthümlich liebenswürdiger Charakter hindurch. Das bedeu-
tendste und von aller künstlerischen Absichtlichkeit freiste ist diesmal
ein grösseres Bild von ihm, eine Ansicht des llsethals im Regenwetter.
Einige unsrer Landschaftsmaler haben sich vorzugsweise und mit Ge-
schick der Darstellung der tropischen Natur zugewandt. Ed. Hilde-
brandt steht unter diesen voran. Ein von ihm gemaltes brasilianisches
Bild, „A Gloria (Rio de Janeiro)", wo man von einer Höhe mit Palmen
auf Stadt und Küsten, Meer und Inseln hinabblickt, ist eine höchst mei-
sterhafte Darstellung der reichen, von der Glanzsonne des Südens über-
strahlten Gegend. Die Glanztöne des Bildes sind zugleich in gedicgenster
Harmonie zusammengehalten. E. Hildebrandt verschmäht aber auch das
direkt Entgegengesetzte nicht. Ein nordischer Schneewald mit armen
Holzsammlern, den er ebenfalls ausgestellt, hat die Verdienste einer nicht
minder sichern Palette; der Künstler ist aber doch nicht mit demselben
lebendigen Gefühle, wie bei jenem Bilde, bei der Arbeit gewesen.
Bcllgrmann bringt uns, wie schon früher, interessante TdgObllCllllllällUl'
aus seinen südamerikanisehen Reisen. Es sind Bilder, die in eigentlich