Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

Berli 
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Rahmen giebt eine 
dem wir Ollefwärts 
Gestalt, 
nähere Andelltung über das Wesen dieser 
und unterwärts die Inschriften lesnn: 
Sonnenstrahlengetaufte. 
RebengeländerentsprosSurl0. 
Es ist ohne Zweifel der Genius des Rebenstockes, der sich hier, man sieht 
nicht recht wie, aus den Aesten und Blättern erhebt. Es ist ein weih- 
liches Wesen von zartem Schmelz in der Carnation, das Haupt mit Tran- 
ben gekrönt; sie neigt das Haupt auf die Hände, die sie, wie in sich 
zurückgezogen, zusammengelegt hat, und blickt in phantastischem Reize 
zum Beschauer heraus. Es ist ein unverkennbar-es poetisches Element 
darin, das zugleich seinen künstlerischen Ausdruck gefunden hat, und 
doch   Wozu indess diese fortgesetzten Bedenklichkeiten und Grä- 
meleien! Würde uns eine ganze Gallerie solcher „tleurs animöes" in 
Lebensgrösse geboten, dann möchte man allenfalls ein Recht haben, mit 
dem Kopfe zu schütteln. Freuen wir uns bei dem einen Bilde immerhin 
des schönen poetischen Reizes.  Das andre Bild, "Campagnuola mit 
ihrem Kiude", ist von Elisa Baumann-Jerichow eingesandt. Der 
Name dieser Künstlerin ist uns von früheren Leistungen her im guten 
Gedächtniss; wir hatten damals die männliche Kühnheit und Derbheit der 
Hand fast angestaunt: jetzt sehen wir dies Streben zur schönsten, sicher- 
sten Meisterschaft ausgebildet. Es ist eine sehr einfache Composition. 
Auf einem dürftigen Strohlager liegt ein nacktes Kind, und die Mutter, 
ein Weib aus der Umgegend Roms, sitzt davor und neigt sich zu dem 
Kinde, es auf die Arme zu nehmen. Die Verhältnisse sind die der Lebens- 
grösSe- Alle! Welch ein tiefer Gehalt ist in dieser Aufgabe zur Erschei- 
nung gekommellt und mit wie gediegener Kraft ist dies geschehen! 
Der Knabe, der sich ron dem mütterlichen Blicke getroffen fühlt, jauchzt 
ihr, 0b auchnnoch unfähig F" jedßr Selbständigen Bewegung, in heller Lust 
entgegen, Vfahfelld Sie, mit inniger stiller Liebe auf diesem Ausdrucke 
jubelnden Lebens weilt. Es ist ein Weib von hoher Schönheit der. Zügn. 
die auch das mühsame Ringen um die kleinen Lebensbedürfnisse, der 
Einfluss von Sonne und Wetter, die die Haut tief gebräunt haben, nicht 
zu verwischen vermochte. Das stille Wounegefühl der mütterlichen 
Pflicht, trotz aller Noth und Sorge, der Wechselaustnusch der Liebe zwi- 
schen Mutter und Kjnd, ist in diesem Bilde in überaus anziehender Weise 
zur Darstellung gebracht. Dabei ist Alles in freier, breiter, pastoscr 
Weise, aufs Sicherste und Greifbarste, belebt und zugleich zu einer 
so energischen und tiefen malerischen Gesammtwirkung verschmolzen. 
dass wir das Bild nur einem Spagnoletto, einem Murillo zur Seite 
stellen möchten. Es giebt beiläufig bemerkt, in der Behandlung kaum 
etwas Verschiedneres als dies Bild und die kleinen Cabinetstücke von 
Meyerheim, und doch stimmt es mit ihnen in dem eigentlichen Gehalte 
und in der Wirkung, die sie hervorbringen, wundersam überein. 
Aus Paris hat unser Landsmann Bouterweck uns ein Bild mittlerer 
Grösse zugeschickt, die "Taufe des Kämmerei-s der lllolireniaönigin." Das 
Bild zeigt eine Hinneigung zu dem Style von lngres, vor dem die Fran- 
zosen, wie Sie wissen, wegen seincr Stylstrenge eine grossc Ehrfurcht 
haben, ohne sich doch eben sonderlich durch sein Beispiel von 311m, 
möglichen Styllosigkciten abhalten zu lassen. Es ist aber eben franzüsL
	        
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