Berli
(S75
Rahmen giebt eine
dem wir Ollefwärts
Gestalt,
nähere Andelltung über das Wesen dieser
und unterwärts die Inschriften lesnn:
Sonnenstrahlengetaufte.
RebengeländerentsprosSurl0.
Es ist ohne Zweifel der Genius des Rebenstockes, der sich hier, man sieht
nicht recht wie, aus den Aesten und Blättern erhebt. Es ist ein weih-
liches Wesen von zartem Schmelz in der Carnation, das Haupt mit Tran-
ben gekrönt; sie neigt das Haupt auf die Hände, die sie, wie in sich
zurückgezogen, zusammengelegt hat, und blickt in phantastischem Reize
zum Beschauer heraus. Es ist ein unverkennbar-es poetisches Element
darin, das zugleich seinen künstlerischen Ausdruck gefunden hat, und
doch Wozu indess diese fortgesetzten Bedenklichkeiten und Grä-
meleien! Würde uns eine ganze Gallerie solcher „tleurs animöes" in
Lebensgrösse geboten, dann möchte man allenfalls ein Recht haben, mit
dem Kopfe zu schütteln. Freuen wir uns bei dem einen Bilde immerhin
des schönen poetischen Reizes. Das andre Bild, "Campagnuola mit
ihrem Kiude", ist von Elisa Baumann-Jerichow eingesandt. Der
Name dieser Künstlerin ist uns von früheren Leistungen her im guten
Gedächtniss; wir hatten damals die männliche Kühnheit und Derbheit der
Hand fast angestaunt: jetzt sehen wir dies Streben zur schönsten, sicher-
sten Meisterschaft ausgebildet. Es ist eine sehr einfache Composition.
Auf einem dürftigen Strohlager liegt ein nacktes Kind, und die Mutter,
ein Weib aus der Umgegend Roms, sitzt davor und neigt sich zu dem
Kinde, es auf die Arme zu nehmen. Die Verhältnisse sind die der Lebens-
grösSe- Alle! Welch ein tiefer Gehalt ist in dieser Aufgabe zur Erschei-
nung gekommellt und mit wie gediegener Kraft ist dies geschehen!
Der Knabe, der sich ron dem mütterlichen Blicke getroffen fühlt, jauchzt
ihr, 0b auchnnoch unfähig F" jedßr Selbständigen Bewegung, in heller Lust
entgegen, Vfahfelld Sie, mit inniger stiller Liebe auf diesem Ausdrucke
jubelnden Lebens weilt. Es ist ein Weib von hoher Schönheit der. Zügn.
die auch das mühsame Ringen um die kleinen Lebensbedürfnisse, der
Einfluss von Sonne und Wetter, die die Haut tief gebräunt haben, nicht
zu verwischen vermochte. Das stille Wounegefühl der mütterlichen
Pflicht, trotz aller Noth und Sorge, der Wechselaustnusch der Liebe zwi-
schen Mutter und Kjnd, ist in diesem Bilde in überaus anziehender Weise
zur Darstellung gebracht. Dabei ist Alles in freier, breiter, pastoscr
Weise, aufs Sicherste und Greifbarste, belebt und zugleich zu einer
so energischen und tiefen malerischen Gesammtwirkung verschmolzen.
dass wir das Bild nur einem Spagnoletto, einem Murillo zur Seite
stellen möchten. Es giebt beiläufig bemerkt, in der Behandlung kaum
etwas Verschiedneres als dies Bild und die kleinen Cabinetstücke von
Meyerheim, und doch stimmt es mit ihnen in dem eigentlichen Gehalte
und in der Wirkung, die sie hervorbringen, wundersam überein.
Aus Paris hat unser Landsmann Bouterweck uns ein Bild mittlerer
Grösse zugeschickt, die "Taufe des Kämmerei-s der lllolireniaönigin." Das
Bild zeigt eine Hinneigung zu dem Style von lngres, vor dem die Fran-
zosen, wie Sie wissen, wegen seincr Stylstrenge eine grossc Ehrfurcht
haben, ohne sich doch eben sonderlich durch sein Beispiel von 311m,
möglichen Styllosigkciten abhalten zu lassen. Es ist aber eben franzüsL