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Kritiken
Berichte,
Erörterung:
nes, wenn auch nicht für alle Zeit Dauerndes, was aus dieser Richtung
hervorgegangen war, dem Bilde aus vollem Herzen mein Fahrwohl zurufelt.
Sonst ist nichts vorzüglich Namhaftcs von Düsseldorfer Historienmalcrei
eingegangen. Lorenz Clasen hat ein Bild ausgestellt „die Bischöfe
von Mainz und Köln dringen bei der Krönung Konrads ll. auf Eheschei-
dung des Letztern von seiner Gemahlin Gisela" das den allgemeinen
Schulcharakter in ansprechend milder Weise wiederholt, ohne sich doch
durch sonderliche Originalität auszuzeichnen. Das Bild gieht wieder zu
einigen Bemerkungen über jenes Allgemeine der Schule Anlass. Die Ge-
stalten tragen ein Gepräge von Anstand, von Gesittigung, das wehl lie-
benswürdig erscheint; aber es fehlt ihnen eben jenes vollere Lebensmark,
das allein zum entschiedenen historischen Handeln befähigen kann; käme
ein Sturm, wie der der heutigen Zeit, über sie, sie wären gar bald von
der Bühne verschwunden. Dann ist die Wahl so künstlich gesuchter Ge-
genstände, wie eben hier, mehr als bedenklich. Clasen hat die Aufgabe
gewiss mit sinnigem Verständniss behandelt; ohne den Katalog Würden
wir aber doch schwerlich wissen, was die Personen von einander wollen.
J. Fay hat Romeo und Julie gemalt, mit diesem grossen Bilde aber
nicht den Erwartungen genügt, die an sein früheres Auftreten, soweit da-
von wenigstens die Kunde bis zu uns gelangt war, sich knüpfen durften.
Romeo und Julie haben in seinem Bilde den Schmelz der Jugend bereits
eingebüsst: man sieht nicht wohl ein, wie so gesetzte Personen ihre An-
gelegenheit nicht in einer besonneneren YVeise durchzuführen im Stande
waren. Dass trotzdem Fay's schönes Talent noch das alte ist, bezeugt ein
kleines Bild von ihm, welches eine italienische Fontainengrotte und MärL
chen, die sich zum Bade anschicken, darstellt.
Gar anmuthig ist ein Elfenbild von Frau M. Wiegmann, im Cha-
rakter der früheren Steinbrüclüschen Bilder ähnlichen lnhalts, und wenn
demnach auch nicht durch persönliche Originalität, so doch durch lieb-
liche Wiederaufnahme zarter Motive und sorgfältige Durchhildung aus-
gezeichnet. Freilich ist dabei das Naturdämonisehe des Elfencharaktcrs
nicht zum vollen Bewusstsein und mithin auch nicht zur vollen Erschei-
nung gekommen.
lch reihe hier ein Bild ein, welches zwar nicht der Düsseldorfer Schule
angehört, doch aber mittelbar mit (lerselben in Verbindung steht. Es ist
von G. Metz aus Brandenburg gemalt, der sich früher und schon mit
bestem Erfolge als Bildhauer ausgebildet hatte, hernach Maler wurde und
zu diesem Behufe zu Bendemann nach Dresden ging; gegenwärtig hält er
sich, wie der Katalog besagt. in Rom auf. Das Bild hat bedeutende Di-
mensionen; der Gegenstand ist der Tod Rahels, auf dem Zuge Jakobs
von Bethel nach Ephrat, nachdem sie dem Gatten den letzten Sohn, Ben-
jamin, geboreu hatte. Die ziemlich tigurenreicheComposition ist klar und
verständlich geordnet. Wir sehen die eben Verbliehene auf einen Teppich
hingestreckt; eine der Frauen stützt ihr das l-Iaupt; Jakob, derim tiefsten
Schmerz ihre Hand ergritfen hat, kniet vor ihr; Weiber und Mädchen
stehen umher, theils beschäftigt, theils in stillem Schmerz; eine hält den
Neugeboruen in den Armen, eine andere hat den kleinen Joseph, den
älteren Bruder, an der Hand. I-linterwärts rastet der reisige Zug des Pa-
triarchen am Wege, der rechts tiefer in die Landschaft hinaus führt. Das
Bild hat sehr bedeutende, meisterliche Vorzüge; ich glaube es als ein
Hauptbeispicl der Richtung, die es vertritt, betrachten zu dürfen. Es ist