Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

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Kritiken 
Berichte, 
Erörterung: 
nes, wenn auch nicht für alle Zeit Dauerndes, was aus dieser Richtung 
hervorgegangen war, dem Bilde aus vollem Herzen mein Fahrwohl zurufelt. 
Sonst ist nichts vorzüglich Namhaftcs von Düsseldorfer Historienmalcrei 
eingegangen. Lorenz Clasen hat ein Bild ausgestellt  „die Bischöfe 
von Mainz und Köln dringen bei der Krönung Konrads ll. auf Eheschei- 
dung des Letztern von seiner Gemahlin Gisela"  das den allgemeinen 
Schulcharakter in ansprechend milder Weise wiederholt, ohne sich doch 
durch sonderliche Originalität auszuzeichnen. Das Bild gieht wieder zu 
einigen Bemerkungen über jenes Allgemeine der Schule Anlass. Die Ge- 
stalten tragen ein Gepräge von Anstand, von Gesittigung, das wehl lie- 
benswürdig erscheint; aber es fehlt ihnen eben jenes vollere Lebensmark, 
das allein zum entschiedenen historischen Handeln befähigen kann; käme 
ein Sturm, wie der der heutigen Zeit, über sie, sie wären gar bald von 
der Bühne verschwunden. Dann ist die Wahl so künstlich gesuchter Ge- 
genstände, wie eben hier, mehr als bedenklich. Clasen hat die Aufgabe 
gewiss mit sinnigem Verständniss behandelt; ohne den Katalog Würden 
wir aber doch schwerlich wissen, was die Personen von einander wollen. 
 J. Fay hat Romeo und Julie gemalt, mit diesem grossen Bilde aber 
nicht den Erwartungen genügt, die an sein früheres Auftreten, soweit da- 
von wenigstens die Kunde bis zu uns gelangt war, sich knüpfen durften. 
Romeo und Julie haben in seinem Bilde den Schmelz der Jugend bereits 
eingebüsst: man sieht nicht wohl ein, wie so gesetzte Personen ihre An- 
gelegenheit nicht in einer besonneneren YVeise durchzuführen im Stande 
waren. Dass trotzdem Fay's schönes Talent noch das alte ist, bezeugt ein 
kleines Bild von ihm, welches eine italienische Fontainengrotte und MärL 
chen, die sich zum Bade anschicken, darstellt. 
Gar anmuthig ist ein Elfenbild von Frau M. Wiegmann, im Cha- 
rakter der früheren Steinbrüclüschen Bilder ähnlichen lnhalts, und wenn 
demnach auch nicht durch persönliche Originalität, so doch durch lieb- 
liche Wiederaufnahme zarter Motive und sorgfältige Durchhildung aus- 
gezeichnet. Freilich ist dabei das Naturdämonisehe des Elfencharaktcrs 
nicht zum vollen Bewusstsein und mithin auch nicht zur vollen Erschei- 
nung gekommen. 
lch reihe hier ein Bild ein, welches zwar nicht der Düsseldorfer Schule 
angehört, doch aber mittelbar mit (lerselben in Verbindung steht. Es ist 
von G. Metz aus Brandenburg gemalt, der sich früher und schon mit 
bestem Erfolge als Bildhauer ausgebildet hatte, hernach Maler wurde und 
zu diesem Behufe zu Bendemann nach Dresden ging; gegenwärtig hält er 
sich, wie der Katalog besagt. in Rom auf. Das Bild hat bedeutende Di- 
mensionen; der Gegenstand ist der Tod Rahels, auf dem Zuge Jakobs 
von Bethel nach Ephrat, nachdem sie dem Gatten den letzten Sohn, Ben- 
jamin, geboreu hatte. Die ziemlich tigurenreicheComposition ist klar und 
verständlich geordnet. Wir sehen die eben Verbliehene auf einen Teppich 
hingestreckt; eine der Frauen stützt ihr das l-Iaupt; Jakob, derim tiefsten 
Schmerz ihre Hand ergritfen hat, kniet vor ihr; Weiber und Mädchen 
stehen umher, theils beschäftigt, theils in stillem Schmerz; eine hält den 
Neugeboruen in den Armen, eine andere hat den kleinen Joseph, den 
älteren Bruder, an der Hand. I-linterwärts rastet der reisige Zug des Pa- 
triarchen am Wege, der rechts tiefer in die Landschaft hinaus führt. Das 
Bild hat sehr bedeutende, meisterliche Vorzüge; ich glaube es als ein 
Hauptbeispicl der Richtung, die es vertritt, betrachten zu dürfen. Es ist
	        
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