Berichte,
Kritiken,
Erörterungen.
stungen, ganz unbeachtet lassen können, da sie, wie es in der Natur der
Sache liegt, im Ganzen weniger der Kunst als dem künstlerischen Gewerbe
angehören. Doch will ich wenigstens beiläufig bemerken, dass sich in die-
sem Fache, neben vielem Mittelmässigen, doch auch viel gutes Handwerk
zeigt. Es sind fast ausschliesslich Arbeiten von Malern, die in den ver-
schiedenen Gegenden des preussischen Staates ansässig sind, vorzugsweise
von Berlinern und Düsseldorfern, indem auch die übrigen sich den Rich-
tungen dieser beiden Hauptpunkte anschliessen. Die Differenz zwischen
den Berlinern und Düsseldorfern ist nicht so bedeutend, wie es die Zahlen
(296 und 71) vermutheu lassen möchten, da begreiflicherweise das Mittel-
mässige und Schlechte am Ort selbst viel leichter Zugang finden musste,
als bei 70 bis 80 Meilen Entfernung; das Werthlose, das wir gern über-
gehen, ist also bei der grossen Zahl der ersteren in Abzug zu bringen.
Leider fehlen dabei manche ausgezeichnete Namen. Rosenfelder, der vor
einigen Jahren von Berlin nach Königsberg ging, als Director der dorti-
gen neuen Kunstakademie. hat nichts eingesandt; Sohn in Düsseldorf des-
gleichen, und ebensowenig J. Hübner und Bendemann, die sich seit einigen
Jahren von Düsseldorf nach Dresden übergesiedelt haben. Die aussor-
preussischen Künstler Deutschlands kommen wenig in Betracht; besonders
sind nur einige Münchner Maler zu nennen, doch findet sich unter ihnen
kein Name, der den grösseren Meistern der Schule von München angn-
hörte (auch nicht Kaulbaclfs, der doch seit dem vorigen Jahre wenigstens
für die Sommerzeiten unser Mitbürger geworden ist). Um so wichtige;-
dagegen sind die, wenn der Zahl nach auch nurgeringen Beispiele fran-
zösischer und niederländischer Kunst, welche die Ausstellung enthält;
selbst zum Theil sehr schätzbar, können sie zugleich dazu dienen, uns
durch den Gegensatz die Bedeutung des Heimischen klarerozu machen.
Einstweilen indess wollen wir die von Ausländern eingesandten Male-
reien unberücksichtigt lassen und uns zu den Arbeiten deutscher Maler und
zwar zunächst zu denen der figürlichen Darstellung wenden.
Die Berliner Malerei zeigt in den hieher gehörigen Fächern sehr ver-
schiedenartige und ziemlich unvermittelt nebeneinander hinlaufende Rich-
tungen. Dies darf uns nicht befremden, da eine höhere Gemeinsamkeit
der Richtungen nur entstehen kann, wenn die Kunst wirklich für das Ge-
meinsame, d. h. für volksthümliche Zwecke, thätig gewesen ist. Hieran
aber hat es in Berlin, zumal in Betreff der Malerei, seither gefehlt; die
Schuld liegt also nicht auf Seiten der Kunst. Wir können nur das wich-
tigere Einzelne in seiner einzelnen Besonderheit betrachten. So bemerken
wir zunächst, als ein gewiss merkwürdiges Phänomen, einige Arbeiten von
einem, fast möchte ich sagen: urweltlichen Charakter, Werke altakademi-
scheu Styles und Gefüges, an denen alle Wandlungen dieses Jahrhunderts
wirkungslos vorübergegangen sind, Petrefakten, die immerhin als natur-
historische Seltenheiten gelten können. Ein etwas jüngeres Datum, ihrem
geistigen Ursprunge nach, haben die Arbeiten von Kolbe. Gewiss ent-
sinnen Sie sich noch der schönen alten Zeit, da Kolbe in der Kunst der
Romantiker des Nordens war, wie Fouque in der Poesie; ja, er muss sei-
nen Ruhm schon vor dem Dichter erworben haben, denn ich weiss, dass
Fouque hoch erfreut gewesen ist, als sein Sigurd mit einem Holzschnitt
nach einer Zeichnung des berühmten Kolbe versehen ward. Und welche
Jahre liegen dazwischen und zwischen der späteren Zeit, da Hoffmann
seine Novellen zu Kolbeschen Bildern schrieb! Kolbe halte in seiner Art