Beriuhte,
Kritikßbr
Srterungen.
überflüssigen und fitr das einzelne Bild zux-veiltsti verderblichen Luxus treibt,
werden wir bald gleichgültig; das Auge gewöhnt sich leicht, aufdie Wirkung,
die die Farben an sich hervorbringen, zu achten. Mir ist es immer, und
gerade wenn ich mich scheinbar passiv gegen die Bilder der Ausstellung
verhalte, als ob die Farben der wahren, meisterhaften Malerei, auch wenn
von leuchtenden, glänzenden Tönen durchaus nicht die Rede ist, in mei-
nem Auge mit der Kraft ächter Edelsteine widerglänzeu, während mich
die übrigen gemeinhin wie böhmische Steine oder gefärbtes Glas betiünken
wollen. Es ist in der Technik des Meisters, und schon in der nur erst
äusserlichell Wirkung derselben, eine positive Gewalt, die uns von selbst
zu dem Gehaltreiizhen hinzieht. Geben Sie Acht auf diesen ersten, noch
rein sinnlichen Eindruck: Sie werden schon dadurch wahrnehmen, dass es
an solchen Meisterwerken keineswegs fehlt, wenn dergleichen, wie natür-
lich, auch stets nur in verhältnissmässig geringer Zahl vorhanden ist.
Abgesehen aber von dieser, allerdings schon ziemlich strengen Probe wer-
den Sie bei der allgemeinen Uebersieht bemerken, dass überhaupt viel
gesunder Sinn, viel frische Natürlichkeit vorhanden ist, was die erste
Grundlage zu allem wahren künstlerischen Schaifcn ist und woraus sich
wenigstens künstlerische Meisterschaft entwickeln kann. Besonders wertlen
Sie dies im Fache der Landschaft bemerken. Dass uns gleichzeitig auch
eine Masse von Halhem, Mattem, Vcrkehrtem, selbst Frechem entgegen-
tritt, darf Sie nicht befremden. Mit der Censur- und Redefreiheit scheint
diesmal bei uns auch absolute Ausstelluitgsfreihteit eingekehrt und die
sogenannte Todtenkamrner, wo die Ausstellungscommission diesen Trödel
sonst zusammensperrte, gänzlich aufgehoben zu sein. Und am Ende ist es
auch so das Beste; wir wollen doch eben wissen, wie es mit unsrer G9-
sammtkunst beschailen ist.
YVenn Sie von dem ersten Besuch der Ausstellung erschöpft sind, will
ich Sie in das der Akademie gegenüber gelegene Kranzlefsche Lokal füh-
ren, wo Sie sich an vortrcflliclient Eise (erfrischen mögen. Sie erlauben mir,
dass ich Ihnen dort, als zvveckmässiges Zubrod, einige statistische Notizen
vertrage, die ich mir aus dem Ausstellungskatalog ausgezogen habe und
deren möglichst baldige Mittheilung mir auf der Seele brennt. Sie wis-
sen: ich bin in solchen Dingen ein alter Pedant; ich präparire mich vor
jedem Reiseantritt sorgfältigst aus den geographischen lrlandhüchern über
Tkarrainbeschaffenhcit und Ausdehnung des Landes, über Zahl, Beschäf-
tigung, Sitte der Einwohner, über Eisenbahnen und Dampfschiffe, Sehens-
würdigkeiten, Gasthäuser u. s. w. Ich vermeine dann am besten zu wissen,
an welcher Stelle und nach welchen Beziehungen ich jedesmal meine Be-
merkungen und Ansichten einzuschieben habe. Lassen Sie den Katalog
uns diesmal statt Reisehandbuches dienen; so zuverlässig wie jene wird
er ohne Zweifel schon sein, wenn auch manch ein Bild, das er autführt,
nicht erschienen ist und manch eins auf der Ausstellung sich findet, das
der Katalog nicht enthält. Sind die aus ihm zu entnehmenden Zahlen-
verhältnisse auch nicht ganz genau die der Ausstellung, so werden sie
im Allgemeinen doch gewiss nur wenig davon abweichen.
Der Katalog enthält im Ganzen 1733 Nummern, wobei aber nicht gar
selten mehrere Kunstgegenstände unter einer Nummer aufgeführt sind. An
Gemälden und Zeichnungen sind 1370 Nummern vorhanden; in ihnen also
besteht die bei weitem überwiegende Masse des Ausgcstellten. Nehmen
wir davon gegen 100 Stücke, als den weniger cultivirten Gattungen der