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Erörterungen.
Berichte, Kritiken,
D. Zweite Seitenwand. Nordseite. Hauptinhalt: Ende des Irdi-
schen und Uebergang zum Ewigen. (Bezug der Seitenbilder in bei-
derseits fortschreitender Folge auf das Mittelbild lll. Die Prcdellen
ohne Bezug auf das jedesmalige Hauptbild, doch unter sich im Zu-
sammenhange.)
l. Lünettenbild. Christus auf den vier symbolischen Gestalten, Engel
mit Posaunen.
Hauptbild. Auferstehung des Fleisches.
Predellenbild. Pflege der Kranken und Bestattung der Todten.
Gruppe. "Selig sind die hungert und dürstet nach Gerech-
tigkeit.
Il. Lünettenbild. Engel. Johannes auf die neue Jerusalem nieder-
schauend.
Hauptbild. Die neue Jerusalem (allegorische Gestalt), von den
zu-"ölf Engeln vom Himmel herabgebraeht. Gruppe von Gerechten.
Herannahende Völker.
Predellenbild. Erquiekung der Hungrigen und Durstigen.
lll. Nur ein grosses Bild (unterwärts wiederum eine Thür). Wieder-
kunft des Heilandes, mit lobsingenden und richtendei] Engeln.
Die klugen und die thöriehten Jungfrauen, als Symbole der
Menschheit.
IV. Lünettenbild. Christus mit einer Sichel, Raeheengel mit Sicheln,
Flammen etc.
Hauptbild. Die gestürzte Babel, auf dem siebenköptigen Thier.
Predellenbild. Bekleidung der Nackten und Aufnahme der Pilgel;
Gruppe. "Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen ver-
folgt werden."
V. Lünetteubilrl. Die sieben Engel mit den Schalen des Zorns.
Hauptbild. Die vier Reiter der Offenbarung, welche alles Leben
vernichten.
Predellenbild. Besuch der Gefangenen, 'l'röstung der Betrübten,
Führung der Verirrten.
Dieser Uebersicht ist zunächst noch anzureihen, dass, wie schon be-
merkt, die oberen Ecken zu den Seiten der Flaehbögen, welche die Lü-
uetten bilden. mit kleinen ornamentistischen Darstellungen versehen sind.
Gelegentlich haben diese eine Bezugnahme auf christliche Symbolik. An
der zweiten Hauptwand aber treten hier, mit einem eigenthümlieheu Ge-
dankenspiel, plötzlich mythologische Bezüge hinein. So sehen wir auf
dem Bilde, welches als Hauptgegenstand die Auferweckung des Jünglings
von Nain enthält, an diesen Stellen einerseits Orpheus, dem der Schatten
der Eurydice entschwebt, andererseits Semele, die vor der Majestät Ju-
piters niedersinkt, dargestellt. (Wenigstens glaube ich diese Darstellungen,
über die der erläuternde Text keinen Bericht giebt, so verstehen zu müssen.)
Auf dem Bilde der Auferweckung des Lazarus aber scheint einerseits der
ltlngel Michael. der den Satan stürzt, dargestellt zu sein, andererseits
sehen wir Jupiter, der die Giganten niederschmettert. Die Nischen,
darin sich die Gruppen der Seligkeiten befinden, sind an dieser Wand in
breiterer Anordnung mit Säulchen geschmückt, und über den letzteren sieht
man Gruppen von Flügelknaben mit Greifen und Sphinxen. Der Künstler
hat, wie es scheint, auch die griechische Mythe, ähnlich wie es in der
mittelalterlichen Symbolik für die Beziehungen der Ereignisse des alten