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Berichte,
Kritikvn
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sches Gesetz, das in dem Rhythmus der Gruppen und Gestalten sowohl
als in der Behandlung der Gewandung, welch letztere. wie bemerkt, in
Cornelius späteren WVerken bis dahin nicht gar selten einen etwas schlaffen
Charakter angenommen hatte, überall vorherrscht. Es sind endlich, neben
der freien und selbständigen Auffassung bekannter Scenen auch deren,
und zwar vorzüglich bedeutende, vorhanden, die dem Kunstgebiet ganz
neue Anschauungen zuführen. Nur in Betreti" des tiefen geistigen, gewisser-
maassen dogmatischen Zusammenhanges, den diese Arbeiten haben sollen,
der bei ihnen ebenfalls mit nicht geringerem Ruhme hervorgehoben ist
und auf den Cornelius selbst ein erhebliches Gewicht zu legen scheint, 1)
muss ich mir erlauben, wieder einige ketzerische Bedenken auszu-
sprechen.
DieivierWände der Halle, die, wie ich in meinem früheren Briefe
bereits bemerkte, den Klosterhöfen oder Kreuzgängen ähnlich angeordnet
werden soll, sind eine jede auf eine Ausdehnung von 180 Fuss bestimmt.
Sie sollen sämmtlich ganz mit Malereien bedeckt werden. Coruelius hat
die Einrichtung getroifen, dass die vorzüglichst irichtigen Scenen seiner
Darstellung jedesmal als Hauptbilder in der Mitte stehen, denen sich
nnterwärts ein längliches Predellenbild, oberwärts ein Lünettenbild im
flachen Bogen anreihen. In den Ecken bei diesen Bögen erscheinen kleine,
zumeist ornamentistische Darstellungen. Unterbrechen wird diese ganze An-
ordnung in wechselnder Folge durch (gleichfalls gemalte) Nischen, die
auf verschiedenartig dekorirtem Untersatz sehr kolossale Gruppen, je eine
männliche oder weibliche Gestalt und je zwei Kinderfiguren enthalten. Es
erscheinen demnach 17 Hauptbildcr, 15 Predellen- und ebensoviel lilnct-
tenbilder und 8 Gruppen_der eben angedeuteten Art. Als Grundthema
der Darstellungen wurde schon vor einiger Zeit in einem gewissermaassen
officiellen Bericht, den die frühere hiesige Staatszeitung über ihren Inhalt
gab, der Ausspruch des Paulus (Römherbrief 6, 23) angeführt: "Denn der
Sold der Sünde ist der Tod, die Gnade Gottes aber ist das ewige Leben
in Christo Jesu unserm Herrn." Dies entwickelt sich in mannigfachen
Darstellungen aus dem Leben des Erlösers, mit gelegentlicher Bezug-
nahme auf Momente des alten 'l'estaments, aus der Geschichte der Apo-
stel und der Offenbarung Johannis, durehtlochten mit der steten Hinden-
tung auf die Seligkeit in der Vereinigung in Gott, nach den acht
Seligkeiten der Bergpredigt, welche in symbolischer Darstellung in jenen
acht Nischengruppen enthalten sind.
Folgendes ist die Uebersicht des Inhalts:
A. Erste Hauptwand. Ostseite. Durch den in der Mitte befind-
lichen Eingang in die Königsgruft in zwei gleiche Theile getheilt.
Hauptinhalt: Die Erlösung von der Sünde.
Rechts von der Gruft:
I. Lünettenbild. Der segncnde Jehovah.
Hauptbild. Christi Geburt, Anbetung der Könige und Hirten.
Predellenbild. Sündenfall und Strafe der ersten Menschen.
Gruppe. „Selig sind die Armen im Geist."
f) Er hat dies Werk in seinem Dankschreiben an die philosophische Fakul-
tät zu Münster. nachdem dieselbe ihn zum Doctor ernannt, geradezu als seine
Deiner-Dissertation bezeichnet und dies ausführlich motivirt. Vergl. das Kunst-
blatt vom Jahr 1845, N0. 7, S. 28,