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Berichte,
Kritiken,
irtärnngo
ner, aus Medaillons hervorschauenfler Köpfe wollen mich als eine etwas
willkürliche Zuthat bedünken. Das Innere ist noch nicht geöffnet und ich
kann darüber ebenfalls noch nichts sagen, weiss Ihnen daher auch über
die Malereien, welche Kanlbach darin ausführt, und über die alt-
ägyptische Malerschule, welche sich darin bethätigen soll, nichts zu be-
richten. Ein Verhintlungsbau, über die Strasse hin, vereinigt das neue
Museum mit dem alten. Der Bau allerdings ist in ungemein schönerwForm
ausgeführt und gehört ohne Zweifel zu den gediegensten Stücken neuester
Berlinischer Architektur. Er besteht aus drei zur Durchfahrt geöffneten
Arkaden, etwa im Style der Wasserleitung beim Windethurme zu Athen,
und darüber aus einem mit Glasscheiben ausgesetzten korinthischen Sän-
lengange. Der Gang steht sowohl mit den oberen Räumen des alten Mu-
seums, wo die Gemäldegallerie sich befindet, als mit den unteren Räumen,
der Sculpturengallerie, in Verbindung; mit den letzteren aber in der Art,
dass sich in die Mitte des langen grosscn Säulensaales eine marmorne Dop-
peltreppe, welche zu dem Gange emporführt, hineinschiebt. I-liedtirch und
da zugleich die Anlage des Verbindungsbaues den langen Saal in der
Mitte dunkel macht, ist dessen eigenthümlichc Wirkung wiederum ganz
aufgehoben und er erscheint in der That zu der Rolle eines Vorllurs für
das neue Museum herabgesetzt. Im Mittelpunkt des Säulensaales stand
früher die schöne griechische Bronzestatue des Adorante. Auch diese hat
naturgemäss von ihrer Stelle weichen und seitwärts einen etwas beiläufi_
gen Platz, als Gegenstück zu einer neuerlich erworbenen bronzenen Viq-
toria von ziemlich mittelmässigem Werthe, finden müssen. Ich meine,
dass wenn man einmal den Adorante- den Glanzpunkt unseres gesamm-
tcn Museums von seiner Stelle rückte, man ihm füglich und mit Hint-
ansetzung aller Sorge für hundert Mittelmässigkeiten ein eignes kleines
Heiligthtim hätte einrichten sollen. Auch in der Gemäldegalleric sind
einige Gemächer durch den Anbau mehr oder weniger verdunkelt worden
und die gleichmässige Beleuchtung, die der freie nördliche Himmel auf
dieser Seite gewährte, durch das gegenüberstchende Gebäude und die Re-
flexe desselben beeinträchtigt. Dies freilich könnte zu äusscrst vortheil-
haften Aenderungen führen, wenn man sich nämlich entschlösse, die höl-
zernen Scheidewände, welche die einzelnen Gemächer der Gallerie trennen
und der kunsthistorischen Pedanterie, wie sie vormals hier durch Hirt
vertreten ward, ihr Dasein verdanken, ganz hinauszuwerfen, grüssere Säle
einzurichten, die Fenster zuzumaueru und sämmtliche Räume durch ein
zweckmässiges Oberlicht zu erleuchten.
Bei Gelegenheit der Vorhalle des Museums, von der ich vorhin sprach,
habe ich zu bemerken vergessen, dass auf der rechten Seitenwand der
grossen äusseren Freitreppe seit einigen Jahren die l(iss'sche Amazonen-
gruppe, die Sie schon kennen, aufgestellt ist. Sie trägt hier wesentlich
zum vortheilhafteren Eindrucks des Gebäudes bei, obgleich ich der Mei-
nung hin, dass die Gruppe an sich in einer selbständigen Aufstellung, die
eine freiere Schau von allen Seiten vcrstattet hätte, gewonnen haben
würde. Was auf der andern Seitenwand der Trerlpc aufgestellt werden
wird, wciss ich noch nicht; doch ist ohne allen Zweifel die Absicht auf-
genommen, der Amazonengruppe ihr Seitenstück nicht fehlen zu lassen.
Ebenso soll es im Werk sein, correspoudirend mit den Dioskurengruppen,
Welche die vorderen Ecken desimittleren Aufbaues des Museums schmücken.
auch die hinteren bis jetzt noch leeren Ecken mit ähnlichen Gruppen zu