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Berichte,
Kritiken, Erörterungen.
liehster Bedeutung ist. Sie stellt eben den Künstlerverein, der sich Aka-
demie nennt, auf eine andre Basis, ich möchte sagen: auf einen andern
oder vielmehr auf den eigentlichen Rechtsboden.
Die Genossenschaft der Meister, wenn die akademischen Künstler-ver-
eine sich hiezu umbilden, wird ein wirkliches, lebendes Glied im Orga-
nismus des Staates ausmachen. Sie in der That wird den Beruf und die
Pflicht haben, der verwaltenden Behörde überall in Kunstsachen ihr ge-
wichtiges Gutachten abzugeben. Sie wird ebenso auf das innere ihres
genossenschaftlichenBerufes die mannigfachste vortheilhafte Einwirkung her-
vorbringen können. Ich betrachte z. B. die Genossenschaft der Meister
bildender Kunst als die eigentlichen Urheber unserer grossen akademischen
Kunstausstellungen; ihnen aber als Genossenschaft, nicht den Einzel-
nen, fällt also mit Recht dieqpekuniäre Einnahme dieser Ausstellungen
ZU, die, für wahre genossenschaftliche Zwecke und namentlich zur Unter-
stützung hülfshedürftiger, arbeitsunfähiger Mitglieder verwandt, sehr wohl
geeignet sein würde, zur Sicherung der unabhängig künstlerischen Exi-
stenz nachhaltig beizutragen.
Vieles wäre hieran noch anzuknüpfen, doch mag es einstweilen bei
diesen Andeutungen sein Bewenden haben. Nur das will ich noch be-
merken, dass die Genossenschaft sich zum Betrieb ihrer Angelegenheiten
nach den künstlerischen Hauptfächern in Sectionen würden zu theilen
haben, und dass, wo sie irgend eine grössere Anzahl von ltiitgliedem
umfassten, Ausschüsse auf bestimmte Zeitdauer zu wählen sein würden.
die sodann, namentlich den Behörden gegenüber, die Genossenschaft
und die Interessen derselben verträten.
in
efe.
Bri
Von
(Kunstblatt
184a,
Sie haben mich mehrfach aufgefordert, mich über den Stand der
künstlerischen Dinge in unsrer guten Residenz auszusprechen, und Sie
haben ein so gutes Zutrauen zu mir, dass Sie trotz meines beharrlichen
Schweigens abermals eine Mahnung an mich ergehen lassen. Sei es denn!
ändern sich doch heut zu Tage so viele Dinge in der Welt, warum
sollen nicht auch einmal die des Schreibens entwöhnten Finger wieder zur
Feder greifen?
Wenn ich so lange geschwiegen, so war es freilich nicht ganz ohne
Grund, für mich wenigstens. Man wird mit den Jahren überhaupt etwas
bedachtsam im Urtheil, mitunter auch etwas kopfscheu. Ab und zu freut
man sich wohl der bunten Erscheinungen, die an einem vorüberrauschen;
es giebt Thaten und Leistungen, die uns stolz darauf machen, dass uns