Ueber
akademischen
die
Künstler-Vereine.
Wie man die Sache auch anfassen möge, das bisherige Priucip der
akademischen Künstlervereine passt nicht mehr zu den Forderungen (191-
heutigen Zeit, am wenigsten, wenn sie zu der oben in Anspruch genom-
menen schönen und grossen Wirksamkeit berufen werden sollten. Es wird
wesentlich darauf ankommen, 0b für sie ein andres Princip gefunden
werden kann, ein solches, wo an die Stelle des Zufälligen, des willkür-
lichen Ehrenrechtes, die bestimmte, gesetzlich normirte Anerkennung träte.
Ich habe kein Bedenken, sofort dasjenige Princip auszusprechen, welches
hiernach mit den Forderungen unserer neuen Zeit allein im Einklang stehen
würde. Die akademischen Künstlervereine müssen sich, wie es mir scheint,
in Genossenschaften der Meister verwandeln. Es handelt sich hie-
bei nicht um eine Auszeichnung, nicht um ein mehr oder weniger will-
kürliches Hervorheben des Einen vor denFAndern; es handelt sich um das
offene Anerkenntniss der vollkommen entwickelten, durch gründliche Lei-
stungen hethätigten künstlerischen Ausbildung. Es handelt sich um ein
Ziel, danach mit Anstrengung gerungen werden kann; um Titel und
Orden bewirbt man sich nicht,') um die Aufnahme in den Kreis der
Meister muss der Tüchtige sich gern bewerben. Ein solcher Kreis wird in
sich fassen, was das Volk an gediegener, völlig gestähltcr künstlerischer
Kraft besitzt; er wird in Wahrheit die Kunst-Intelligenz des Volkes
darstellen.
Und was, so wirft man mir vielleicht ein, was ist das Kriterium der
künstlerischen Meisterschaft? Lässt sich das so bequem als gesetzliche Vor-
schrift in Worte fassen? Kommen wir dabei nicht am Ende auf den alten
Standpunkt des Gutdünkens und der Willkür zurück? Ich weiss es
ganz wühlt dass das Höchste und Letzte des künstlerischen Urtheils im
Gefühle liegt, _das nicht füglich in Worte übersetzt werden kann. Dennoch
scheint mir die Aufgabe der Meister-Erklärung keineswegs auf schwan-
kenden Grundsätzen beruhen zu müssen, scheint sie mir von der zum Ver-
gleich herangezogenen bisherigen Aufgabe wesentlich verschieden. Es gilt
eben zu prüfen, ob die Stufe der Meisterschaft, der vollkommen ent-
wickelten Ausbildung, je nach den verschiedenen Anforderungen, welche
die verschiedenen Kunstfächer bedingen, erreicht ist". Hierüber wird sich
die Jury der Meister. auch wenn sie, wie billig, strenge Anforderungen
macht, auch wenn im einzelnen Fall von einander abweichende Meinungen
laut werden sollten, zu einigen wissen. Ich setze dabei aber freilich vor-
aus, dass eine solche Einigung wirklich stattiinde, d. h. dass Gründe und
Gegengründe dargelegt werden, und dass man stets zu einer Offnßn na-
mentlichen Abstimmung schreitc. Geheimes Scrutinium, weisse und
schwarze Kugeln im verdeckten Kasten passen für solche Verhältnisse
nicht mehr.
Von andrer Seite bemerkt man vielleicht, die ganze Sache, von der
ich spreche, sei so lang wie breit; die Auszeichnungen, durch die man
seither „Mitglieder der Akademie" berufen habe, seien eben den vorhan-
denen "Meistern" zu Theil geworden; das Resultat für die Mitgliederzahl
werde, in vielen Fällen wenigstens, dasselbe bleiben, möge man sie nach
der einen oder nach der andern Fassung wählen. Zugegeben; nur meine
iCh, dass auch in diesem Fall schon die veränderte Fassung von wesent-
Haben
Sie das
schriftlich?
lmnrkung
Setze-
das