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Kritiken, Erörterungen.
Berichte,
ausgezeichnetsten französischen Bildhauer!) und zu den Gründern der
neueren Kunstblüthe. Die k. Gesellschaft für Agrikullur-Wissenschaften
und Künste zu Lille hatte im Jahre 1846 die Abfassung einer Gedächt-
nisssehrift auf ihn zum Gegenstande einer Preisaufgabc gemacht; Pierre Jean
David VonAngers, der unter den heutigen Bildhauern Frankreichs einen der
ersten Plätze einnimmt, ein Schüler Rolands hat mit der oben genannten
Schrift den Preis gewonnen. Die Schrift hat das doppelte Interesse: uns
den Mann, dessen Andenken sie gewidmet ist, und sein künstlerisches
Streben in anschaulichst lebenvoller Weise vorzuführen, und uns in dem
Verfasser, den wir bisher nur als Meister des Meissels kannten, zugleich
auch einen Meister der Feder kennen zu lehren.
Roland war in sehr bedürftigen Verhältnissen geboren; David (dessen
Entwickelung unter ähnlichen Verhältnissen begann) giebt uns eine be-
redte Schilderung des künstlerischen Dranges in der jungen Brust, der
sich siegreich durch alle Entbehrungen hindurchgekämpft. Seine erste
Bildung erhielt Roland auf der Kunstschule zu Lille; in seinem acht-
zehnten Jahre trieb es ihn nach Paris. Er fand ein Unterkommen in dem
Atelier des Bildhauers Pajou, der ihn bald bei seinen Arbeiten im Palais
Royal und im Sclilosse von Versailles beschäftigte und ihm hicdurch zu
Einkünften und Ersparnissen Gelegenheit gab, die ihm eine Reise nach
Italien möglich machten. Dort eignete er sich, durch das Studium der
Antike, die tiefere Auflassung des Lebens, die gemessnere Weise der
Darstellung an, die ihn befähigten, der Kunst neue Bahnen vorzuzeichnem
David zieht hier eine interessante Parallele mit Canova und dessen Rieh-
tung. "Canova (so sagt er) hat ebenso wie mehrere andre grosse Künstler
damit angefangen, einen einfachen Abdruck der Natur zu geben; aber der
italienische Bildhauer ist nicht so tief in das innere des Einzelwesens
eingedrungen, wie Roland und einige berühmte französische Bildhauer,
Die Italiener beschäftigen sich vorzugsweise mit dem primo aspetto, mit,
der äusseren Wirkung, die, wenn ich so sagen darf, den Charlatanismug
der Form ausmacht; sie sind sich ihrer Wirkung so bewusst, sie sprechen
zu einem Volke, das selbst eine einfache Andeutung so lebhaft aufnimmt
und sich, wenn es nur schnell erfasst wird, die ernsthafte Untersuchung
für später vorbehalten zu dürfen meint, dass sie das Bedürfniss nach einem
tieferen Studium der Anatomie und Physiologie nicht emptinden, wie sehr
auch dies Studium für den nöthig sein mag, der die Natur in ihrer er-
greifenden Wirklichkeit erhabner fassen will. Und das ist es, ich wieder-
hole es, worin die französischen Bildhauer sich unterscheiden: sie wissen
es, dass der Eindruck, den die Seele empfangen hat und den allerdings
auch sie unermesslich tief empfinden, doch das genauste Studium nicht
ausschliesst, die unerlässliche Bedingung für jedes Werk, welches der
wechselnden Vorliebe der Zeiten widerstehen soll." Mich dünkt, dass
diese goldnen Worte noch manche Nutzanwendung finden könnten, auch
für Verhältnisse. die uns näher liegen, als die zwischen italienischen und
französischen Bildhauern!
Roland hielt sich fünf Jahre in Italien auf. Nach seiner Rückkehr
fand er in seinem früheren Meister einen thätigen Förderer seines Stre-
bens. Er wurde ausserordentliches Mitglied (agrege) der Akademie. Zu
diesem Behuf hatte er einen Cato von Utica, der sich den Tod giebt, ge-
arbeitet; Arme und Beine dieser Statue hatte er vorher, des Studiums
halber, überlebensgross modcllirt, mit solcher Sorgfalt und Meisterschaft,