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Berichte, Kritiken,
Erörterungen.
Bilde von R. Reiniek, auch dies ein echtes Dichterbild. Leider war hier
manches von dem Tiefen und Bedeutsamen des Originals durch die Zeich-
nung von andrer Hand, nach der Barth den Stich gefertigt, verloren ge-
gangen.
Sehr überraschend war es uns, durch den neuen Almanach lll dem
Kupferstecher zugleich einen Dichter kennen zu lernen, der unter der
gpgggen Dichgel-menge, die das Vaterland gegenwärtig ernährt, keinen der
letzten Plätze einnimmt und der so auch durch das Wort es kund zu thun
weiss, dass der echte Künstler stets einen Dichter in sich trägt, welcher
den Gebilden der Hand allein die lebendige Seele einzuhauchen vermag.
Um unsern Lesern im Urtheil nicht vorzugreifen, theilcn wir ihnen
hier zwei dieser Gedichte von Barth mit, davon das eine auch in der
Kunst des Wortes den darstellenden Künstler zeigt, das andre, seiner
Ueberschrift entsprechend, eben nur ein dichterischer Hauch ist. Doch
möge uns vergönnt sein, vorher noch eine Stelle aus der Einleitung des
Anordners (Rückerfs selbst) hieher zu setzen, die von dem Verhältniss des
Dichters und Malers handelt und auf anmuthigste Weise eine künstlerische
Situation beschreibt.
Rückert sagt:
Als, ich weiss nicht zum wievielsten Male,
Du mein schlechtes Antlitz zeichnen wolltest.
Diesmal nicht zu eignet Lust und Freude.
Sondern es zur Schau zu stellen, Eingangs
Dieses Buchs, dem Richterblick des Lesers
(Mög er nur es günstig gelten lassen,
Wie es Gott schuf, und du nach es schnfest!
Es ergänzen sich die beiden Bilder,
Das von dir und das in meinen Liedern)
Als ich regungslos nun dir geniiber
Musste sitzen, und die Unterhaltung
Ausging, gabst du zur "Entlangeweilung,
Dass sich nicht entspannte Züge dehnten.
Mir in Handschrift die gesammten Werke
Eines mir ganz unbekannten Dichters,
Deine eignen; und ich las, und staunte.
Welche Haltung soll ich dir genüber
Nun behaupten? Wo ich dir, dem Maler,
Kühn die Stirn als Dichter bot, erkenrf ich,
Dass du selbst ein Meister meiner Kunst bist,
Ich in deiner nicht einmal ein Pfuscher. U. s.
W
Folgendes sind
die
Gedichte
beiden
Barth:
VOIl
Des Goldschmiedlehrliugs Klage.
(Jugenderinnerung)
Von Rauch und Dampf und Feuers Qualm unlaüosserl
Ein Sclave an den Ambos angeschlossen,
An schwarzer Essu wühlend in Metallen,
Wo ohrzerreissend Hammerschläge fallen,