Preussens Monarchm.
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rich ll. wohl nur in jüngeren Jahren zur Ausführung gediegener Portraits
gesessen hat, wie aus dieser Zeit namentlich mehrere vortreffliche Bild-
nisse von ihm noch von Pesne's Hand (und unter diesen ein sehr schö-
nes, den ersten Jahren seiner königlichen Würde angehöriges Brustbild in
der Gemäldegallerie des Berliner Museums) vorhanden sind. Im spätem
Alter scheint er gar nicht mehr gesessen und den Malern ganz überlassen
zu haben, wie weit sie eine hinreichende Achnlichkeit seiner Züge aus
der Erinnerung erreichen mochten. So finden sich denn auch in den kö-
niglichen Schlössern nur wenig Bildnisse des grössten Mannes seiner Zeit,
die den an sie zu machenden Ansprüchen genügen, und sind namentlich
die durch Stich etc. verviclfaltigten und im Handel befindlichen Bildnisse
nur äusserst selten befriedigend, zuweilen sogar vollkommene Karikatur-J)
Mit um so grösserem Interesse wird daher die hier gegebene Veröffent-
lichung des Cuninghamschen Bildes aufgenommen werden. Die drei
letzten Darstellungen sind ebenfalls einfache Bildnisse, ohne eigentliche
Repräsentation, doch auch ohne die Andeutung eines charaktervollen M0-
mentes, vielmehr alle drei in einer gewissen Portraitstellung, welche sich,
auf eine oder die andere Art, in möglichst würdiger Weise der Schau dar-
bietet. Friedrich Wilhelm lI. ist nach einem Bilde von Döpler gegeben,
in chevaleresker Haltung und, was die Ausführung betrifft, in jener auf
Totaleifect berechneten Breite des Vortrages, die eine Einwirkung dama-
liger englischer Portraitmalerei zu verrathen scheint; Friedrich Wilhelm lll.
nach einem Gemälde von Professor F. Krüger, leider etwas zu befangen
in der Haltung, und die öde landschaftliche Fläche, in der der König
steht, nicht wohl zu seiner einsamen persönlichen Erscheinung stimmend;
Friedrich Wilhelm lV. dagegen, ebenfalls nach Krüger, so charaktervoll
wie in ächter künstlerischer Durchführung und mit dem landschaftlichen
Grunde ein malerisches Ganze von vortrefflicher Gesarnmtwirkung bildend.
D16 hthographistihe Ausführung sämmtlicher Blätter rührt von W.
Schcrtle her und verdient überall eine unbedingte Anerkennung. Der
Künstler hat durchweg das charakteristisch Eigenthürnliche in der Erschei-
nung der dargestellten Personen und ebenso in der Behandlungsweise der
verschiedenartigsten Originalgemälde aufzufassen und wiederzugeben und
mit einer gewissen Freiheit und Breite des Vortrages zugleich die zarteste
Durchbildung zu vereinigen gewusst.
Die von dem Herausgeber vorangeschickte historische Einleitung giebt
in kurzen und kräftigen Zügen eine Uebersicht der Entwickelnngsgeschichte
des preussischen Staates und der Charaktere und Wirksamkeit der genann-
ten sieben Fürsten.
Nach solchen scheint Mad. George Sand
schreckende Bild des Preusseuköuigs entworfen zu
in ihrer
haben.
Consuelo
das