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Berichte,
ICritikeu,
Erörterungen.
meist nur sehr kurz und zum Theil wenig befriedigend aus. Sehr beher-
ziguugswerth scheint dagegen, was er über die Anleitung zur Composition
sagt, indem er'auch hier, statt auf Beobachtung abstraeter Regeln, vor
Allem auf Beobachtung der Natur und des Lebens in seinen wechselnden
Erscheinungen dringt.
ich kann nach allem diesem den in der Schrift des Herrn Wald-
müller enthaltenen Prineipien keineswegs unbedingt huldigen; gleich-
wohl halte ich dieselbe für einen werthvollen Beitrag zu den neueren
ltlrörterungen über die Gestaltung des Kunstunterriehts, da sie mit Geist
und reiner Liebe zur Suche geschrieben ist, wirkliche Uebelstände auf-
deckt und, auch wo sie den Widerspruch hervorruft, doch zum weiteren
Nachdenken reizt. Jedenfalls ist das Ziel, das er erstrebt, das richtige;
dass der Künstler leichter und rascher schatfen lernen müsse; nur dass ich
der unmaassgebliehen Ansieht bin, dies Ziel sei nur auf einer sehr gründ-
lichen und ernst behandelten Basis zu erreichen. Die Suche selbst aber
hat. wie ich glaube, noch eine andre, ganz ernsthafte Seite iür die äussere
Lebensstellung der Künstler. Unsre Künstler schaffen im Allgemeinen (und
vornehmlich vielleicht desshalb, weil die alten Sehultraditionen abgerissen
sind) zu mühsam, zu langsam. Sie brauchen zu dem einzelnen Werke.
wenn dasselbe überhaupt gediegen sein soll, mehr Zeit wie die Alten,
müssen es sich mithin theurer bezahlen lassen und linden in Folge dessen
weniger Absatz. Die Alten, die sich in ihrer Hand vollkommen sicher
fühlten, malten bei- gleicher oder grösserer Gediegeuheit de;-
Arbeit schneller und forderten (einzelne besondre Ausnahmen abgereeh-
net) zumeist ungleich geringere Preise, auch nach den Geldverhältnissen
ihrer Zeit. Mir scheint, dass wenigstens ein Theil der Klage über den
mangelnden Kunstsinn unsrer Zeit hier seine Auflösung lindet, und dass
es somit nicht einzig und allein Sache des Publikums , des Volkes sein
möchte, wenn ein andrer und besserer Zustand herbeigeführt werden sol]_
Vcrtheidigung einer Tyroler-Familie im Kriege 1809.
schlesische Kunstverein seinen Llitgliedern. Gem. von M. Müller.
von Fr. Jentzen.
Der
Li! h
(Kunstblatt
Es ist jene bekannte ausgezeichnete Coniposition von C. F. Moriz
Müller in München, die den Heroismus des tyrolisehen Volkes in seinem
Kampfe gegen die Franzosen in einer schlichten Genrescene vergegenwär-
tigt, und die uns hier in einer wohl durchgearbeiteten Lithographie sehr
bedeutenden Maassstabes U83], Zoll breit bei etwa 23 Zoll Höhe) vorge-
führt wird: das Schindeldach eines 'l'yroler Bauernhauses, auf dem Män-
ner, Weiber und Knaben versammelt sind, mit dem Feuer ihrer Stutzen
und mit den, zum Festhalten der Schindeln bestimmten Felssteinen, den
andringenden Feind abzuwehren. Wenn wir bedenken, wie sehr in un-
serm Kunsthandel bei Darstellungen historischer Begebenheiten die von