Architectural beauties etc.
Karl Barth der Zeichner, Kupferstechar u. Dichter.
quitäten handelt; somit, und weil das Ganze im Uebrigen vornehm und
kostbar ausgestattet ist, darf es wohl auf den Beifallides englischen Publi-
kums rechnen. Was die Art der Aufnahme anbetrifft, so bemerken wir
noch, dass nicht selten jene eigenthümliche Perspektive angewandt ist, bei
der man das Auge auf den einen Winkel des Blattes drücken muss, wenn
man das Ganze in richtigen Verhältnissen vor sich haben will.
Die dargestellten Gegenstände sind mehr oder minder bekannt, zum
Theil für den Geschichtsforscher nicht unwichtig. S0 im ersten Heft der
Chor der Kathedrale von Beauvais, der in seiner grossen Höhe, in seinen
leichten und fast zu schlanken Details, in Frankreich als das Muster gothi-
scher Chöre gilt; im zweiten Heft das zierliche Stadthans von Brügge mit
seinen leichten, reichverzierten Erkerthürmen; im dritten Heft das Innere
der Kathedrale von Ypern, wo, ähnlich wie in Notre-Dame zu Paris, die
Wände des Mittelschilfes noch von starken Säulen mit Blätterkapitälen
getragen werden, über welchen erst leichtverbundene Halbsäulchen als
Träger der Gewölbgurte aufsetzen, zwischen denen eine kleine spitzbogige
Gallerie und drüber die schlankgegliederten Fenster sich hinziehen; im vier-
ten Heft die überreiche Portalseite von St. Maclou zu Rouen u. s. w., u. S. W.
Karl Barth,
der Zeichner, Kupferstecher und Dichter.
(Museum
1833,
Unsre Almanache liefern meist eine Sorte von Modebildern, deren
Beurtheilung nicht füglich in das Bereich dieser Blätter gehört. Sie haben
es mit einem Publikum zu thun, das für allerlei andre Dinge Sinn haben
mag, nur nicht eben für die Kunst.
Als wir uns in diesem Herbst auf dem Deck eines Dampfschiffes an
den Gedichten des ebenrerschienenen Musenalmanachs (von Chamisso und
Schwab, 1834) erbauten, hörten wir, wie eine junge Dame hinter uns sagte:
„Das ist nichts für uns, Mama: lauter Gedichte und nur ein Bild!" Sie
wollen Bilder sehen; weiter wissen sie von der Kunst nichts.
Das eine Bild dieses Almanachs (das Titelkupfer) war aber gerade
ein wirkliches Kunstwerk, eins mit dem man sich, selbst ohne weitere
Gesellschaft, ganz hübsch unterhalten kann: das Bildniss des deutschen
Dichters Friedrich Rückert, mit den scharfen, noch jugendlich blitzen-
den Augen, mit der breiten, ernsten Stirn und den feinen, anrnuthig Spie-
lende" Lippen, ein Gesicht, das Jedem, der es kennt, eine theure Erinne-
rung bleiben Wird- Es ist von Karl Barth gezeichnet und gestochen,
lebendig und doch i" edler, nachdenklicher Ruhe aufgefasst und in einer
eben so anspruchlosen wie treuen und gesunden Technik ausgeführt. Es
herrscht darin eine erfreuliche Mitte zwischen der älteren, deutschen und
italienischen, Manier und der Eleganz neuerer Kupferstiche.
Auch der Musenalmanach von 1833 enthielt ein von Barth in dersel-
ben Weise gestochenes Portrait, Ad elbert von Chaniisso, nach einem