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Die
als
Kunst
Gegenstand
der
Staatsverwaltx
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Gesang-Vereine, namentlich durch die "Sing-Akademie", bei denen eben
die höhere Garantie, die Einwirkung auf stets vollendete Ausführung und
auf Berücksichtigung möglichst aller Gattungen der entsprechenden Mei-
sterwerke fehlt.
Das Musik-Institut zu Coblenz, aus dem ehemaligen kurfürst-
lichen Orchester daselbst entstanden und in Berücksichtigung jener älteren
Verhältnisse durch Staatsmittel unterstützt, zur sorgfältigen und kunstge-
rechten Aufführung classischer Meisterwerke bestimmt.
. Das König]. Schauspiel und die König]. Oper zu Berlin, die
umfassendsten Anstalten für die in Rede stehenden Zwecke.
Als allgemeiner Grundsatz darf für diese und ähnliche Anstalten, die
möglicher Weise noch gegründet werden könnten, vorausgesetzt werden,
dass sie, auch wenn das Publikum für die Theilnahme an ihren Leistun-
gen zu zahlen hat, doch nicht im Interesse der Speculation, sondern einzig
nur im Interesse der Kunst gegründet sind, dass sie mithin nur die Kunst
in ihrer ächten Gestalt zu vertreten, nur das Gediegene und Classische
(oder dasjenige. was wenigstens ein unverkennbares Streben hienach ent-
hält), zur Ausführung bringen und das Leere, Frivole, Gemeine, was viel-
leicht der Speculation zu Gute kommen könnte, jenen Anstalten überlassen,
die auf der letzteren basirt sind; wobei jedoch angenommen wird, dass
es jenen königlichen Anstalten durch "die Macht ihres Beispiels gelingen
werde, das Schlechte in der öffentlichen Achtung immer mehr zn entwer-
then. Die Consequenzen dieses Grundsatzes verstehen sich von selbst und
brauchen hier nicht weiter erörtert zu werden.
Es liegt aber im Wesen der betreffenden Künste, dass bei diesen An.
staltcn nicht bloss die künstlerischen Schöpfungen der Gegenwart, son-
dem auch die der Vergangenheit zur Aufführung kommen, dass in
ihnen sich somit die Sorge für das Neue mit der Geltendmachung des
Alten (als künstlerischen Denkmalcs oder als künstlerischen Musterbildes)
vereinigt. Es ist nicht unwichtig, diesen Gesichtspunkt näher ins Auge zu
fassen, indem sich daraus für die Behandlung der, jenen Anstalten zu_
stehenden Aufgabe im Einzelnen erhebliche Unterschiede. je nachdem das
Neuere oder das Aeltere zur Ausführung kommen soll, ergeben dürften.
Weniger werden solche Unterschiede bei den musikalischen Auf.
führungen hervortreten können. da überhaupt die reichere und umfas-
sendere Ausbildung der Musik erst in den neueren Zeiten erfolgt ist. Die
Vokal-Musik strengen, namentlich kirchlichen Styles zählt ihre Dauer
zwar schon nach Jahrhunderten und hat in der That bereits bedeutende
Wandlungen der künstlerischen Richtung durchgemacht; doch ist in ihr im
Allgemeinen der Gattungscharaltter so vorherrschend, (lass hier eine durch-
geführte Scheidung älterer und neuerer Werke nicht nöthig sein wird.
Ein Institut, das zur häufigen Aufführung solcher Werke begründet wäre.
würde freilich wohl thun, wenn es bei der Auswahl der in einem be-
stimmten Zeitraum aufzuführenden Werke, um des möglichst entsprechen-
den Eindruckes auf die Hörer versichert zu sein, eine gewisse historische
Folge beobachtete. Die reine Instrumental-Composition und die Oper
gehören in ihrer höheren Ausbildung vorzugsweise der neueren Zeit an; bei
ihnen kommt also das historische Element mehr nur ausnahmsweise, mehr
nur für Werke, die man etwa als Incunabeln bezeichnen könnte, zur Sprache.
Ganz anders dagegen verhält es sich mit der dramatischen Poesie.
Die grossc Bedeutung des Gegenstandes, der höchst umfassende Einfluss