Oeßentliche
Lehr-
Bildungsanstalten
und
die
Kunst.
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einerseits durch den Ueberschuss andrerseits zu decken, also immer so
viel Zuschauer als möglich heranzuziehen.
Ein frisch bewegter Handelsvcrkehr, eine ertindnngsreiche mercamilg
Specnlation gehören zu den Aeusserungen eines rüstigen, gedeihlich sich
entwickelnden Volkslebcns; auch auf die artistische Prodnction haben sie
ihr wohlbegründetes Recht. Der Staat, der überall den Handel schirmt
und fördert, wird somit auch dem Kunsthandel und Allem, was mit ihm
verwandt ist, seine Gunst nicht entziehen können, und dies um so weni-
ger, als dadurch für die vermehrte Prodnction selbst so viel Gelegenheit
und Veranlassung gegeben ist. Dem Handel und der Specnlation ist aber
an dem Werthe des Producirten nur insofern gelegen. als ihnen derselbe
den grösstmöglichen Gewinn, also die möglichst ausgedehnte und an-
dauernde Gunst des Publikums, der grossen Menge, sichert. Er ist also
abhängig von dieser Gunst und führt, als Kunsthandel, rückwirkend auch
der Kunst dieselbe Abhängigkeit zu. Soweit mithin dieser Einfluss herrscht,
macht sich dasjenige, was der Menge im Kunstwerk behagt, also das leicht
Verständliche, das sinnlich Bestechende, Reizende, Erschütternde, vorzugs-
weise geltend, und die hohe, innerlich sittliche Bedeutung der Kunst ist
in Frage gestellt. Hier ist einer der wesentlichsten Punkte, wo die Ent-
artung der Kunst beginnen kann, und hier "entgcgenzuwirkcn, wird dem-
nach vornehmlich Sorge der Staatsregierung sein müssen. Durch Hinder-
nisse, die sie dem freien Verkehr in den Weg legte, würde sie allerdings
nicht einschreiten können; wohl aber ist es ihr möglich, durch die grossen
und mannigfaltigen Mittel zur Belebung und Beförderung der Kunst, über
welche sie zu gebieten vermag, die eben angedeuteten Uebel nicht bloss
grösstentheils aufzuheben, sondern jenen Verkehr selbst in die, von ihr
begründeten würdigeren Bahnen hineinzuziehen und an ihm einen mitwir-
kenden Gcnossen zu erwerben.
Unter Voraussetzung der im Vorstehenden angedeuteter: allgemeinen
Beziehungen und Verhältnisse sind nunmehr die Punkte, in welchen eine
lüinwirkung der Stantsverwallilng auf die Kunst xmthwendig oder wün-
schcuswerth ist, im Einzelnen näher zu betrachten und hiebei eine Ueber-
sieht der im lnlande vorhandenen Einrichtungen zu geben.
Gründung
öffentlicher
für
Lchr- und Bildungsanstalten
Kunst.
die
Zunächst (erscheint die Gründung ößentlichtrr Lchr- und Bildungs-
Anstalten für die Kunst von erheblicher Wichtigkeit, da es die Aufgabe
der Schule ist, durchweg die richtigen, die Würde der Kunst aufrecht
erhaltenden Grundsätze zu wahren und fertzupiianzeu, worauf eben die
Staatsverwaltuug vor Allem ihr Augenmerk zu richten hat, und die
gcsammte, so schwierige wie umfassende technische Durrhhildung des