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Kritiken,
Berichte,
Erörtern ngeu.
betrieben, hat sich zu einer aussergewöhnlichen Blüthe entfaltet. Hier
hat besonders der Einfluss des hiesigen Malers A. Menzel durch jene
obenerwähnten Zeichnungen, welche er für den Holzschnitt lieferte, un-
gemein anregend gewirkt. Die Arbeiten von Unzelmann und den beiden
Vogel in Berlin, die auf der Ausstellung befindlich waren, stehen dem
Besten gleich, was in diesem Fache jemals geleistet ist.
Die Architektur in Rissen oder Modellen hat auf der letzten
Ausstellung fast gar keine Vertretung gefunden. Bei der höchst rüstigen
und vielseitigen Thätigkeit. die in dieser Kunst sowohl im Inlande, als
im Auslande herrscht, bei der Mannigfaltigkeit der Leistungen und dem
grussen Interesse, Welches die Zusammenstellung derselben hervorbringen
Würde, ist 68 doppelt zu bedauern, dass, wie es scheint, weder die Ar-
chitekten Neigung gehabt haben , rill eine solche Concurrenz einzutreten,
nüßh die Akademie, sie hiezu näher zu veranlassen. Die wenigen archi-
tektonischen Entwürfe, die auf der Ausstellung vorhanden waren, gaben
von dem gegenwärtigen Standpunkte dieser Kunst keine Anschauung; nur
ein Paar von ihnen, namentlich die Compositionen von Gemmel in Kö_
nigsberg (der auf der letzten Ausstellung zugleich als tüchtiger Architektur-
und Landschaftsmaler erschien) nahmen ein höheres Interesse in Anspruch.
Die Kunstausstellungen werden beiläufig, wie es in der Natur der
Sache liegen muss, von den Künstlern zu ihrer Empfehlung an das Publi-
kum benutzt. Sie bilden zugleich unmittelbar einen grossen Kunstmarkt.
namentlich für die Werke der Malerei. Auch in dieser Beziehung sind
einige besondre Resultate der letzten Ausstellung zur Sprache zu bringen,
Die Ausstellung enthielt, wie oben bereits bemerkt ist, nach Angabe
des Verzeichnisses 1406 Gemälde. Unter diesen waren 406 Portraits be-
findlich, die als solche dem Privatbesitz angehörten. Von den übrigen
1000 Bildern war bei 218 der Besitzer angegeben, während 455 ausdrück-
lich als verkäuflich bezeichnet waren. Notorisch war die Zahl der ver-
käuflichen Bilder jedoch beträchtlich grösser und gewiss auf mehr als die
Hälfte der ausgestellten Gemälde, nach Abzug der Portraits, abzuschätzen.
Wie viel hievon verkauft worden ist, möchte mit numerischer Bestimmt-
heit wohl kaum anzugeben sein. S0 viel zu ermitteln war, ist die Nei-
gung der Privatpersonen zum Ankauf nur äusserst gering gewesen, indem
von solchen in der That nur einige wenige Bilder gekauft sind. Die we-
sentliche Hoffnung (ler Künstler beruht einstweilen auf den Kunstvereinen.
Doch hat sich unter den letztern dem Vernehmen nach diesmal auch nur
der „Verein der Kunstfreunde im preussischen Staat" zu Ankäufen, und
zwar von etwa nur zwanzig Bildern entschlossen. Die Sorge der Künstler-
menge und der Wunsch der Privaten, wo möglich doch für einen kleinen
Preis zu irgend einem Kunstbesitz zu kommen, haben unter solchen Um-
ständen zu einem eigenthümlichen Auskunftsmittcl geführt. Es hatte sich
nemlich für diese Ausstellung (wie versuchsweise auch schon für die
vorige) ein besondrer Lotterieverein gebildet, der Loose zum Preise von
1 Thlr. ausgab und wesentlich den Zweck verfolgte, kleine Bilder anzu-