Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

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Kritiken, 
Berichte, 
Erörtern ngeu. 
betrieben, hat sich zu einer aussergewöhnlichen Blüthe entfaltet. Hier 
hat besonders der Einfluss des hiesigen Malers A. Menzel durch jene 
obenerwähnten Zeichnungen, welche er für den Holzschnitt lieferte, un- 
gemein anregend gewirkt. Die Arbeiten von Unzelmann und den beiden 
Vogel in Berlin, die auf der Ausstellung befindlich waren, stehen dem 
Besten gleich, was in diesem Fache jemals geleistet ist. 
Die Architektur  in Rissen oder Modellen  hat auf der letzten 
Ausstellung fast gar keine Vertretung gefunden. Bei der höchst rüstigen 
und vielseitigen Thätigkeit. die in dieser Kunst sowohl im Inlande, als 
im Auslande herrscht, bei der Mannigfaltigkeit der Leistungen und dem 
grussen Interesse, Welches die Zusammenstellung derselben hervorbringen 
Würde, ist 68 doppelt zu bedauern, dass, wie es scheint, weder die Ar- 
chitekten Neigung gehabt haben , rill eine solche Concurrenz einzutreten, 
nüßh die Akademie, sie hiezu näher zu veranlassen. Die wenigen archi- 
tektonischen Entwürfe, die auf der Ausstellung vorhanden waren, gaben 
von dem gegenwärtigen Standpunkte dieser Kunst keine Anschauung; nur 
ein Paar von ihnen, namentlich die Compositionen von Gemmel in Kö_ 
nigsberg (der auf der letzten Ausstellung zugleich als tüchtiger Architektur- 
und Landschaftsmaler erschien) nahmen ein höheres Interesse in Anspruch. 
Die Kunstausstellungen werden beiläufig, wie es in der Natur der 
Sache liegen muss, von den Künstlern zu ihrer Empfehlung an das Publi- 
kum benutzt. Sie bilden zugleich unmittelbar einen grossen Kunstmarkt. 
namentlich für die Werke der Malerei. Auch in dieser Beziehung sind 
einige besondre Resultate der letzten Ausstellung zur Sprache zu bringen, 
Die Ausstellung enthielt, wie oben bereits bemerkt ist, nach Angabe 
des Verzeichnisses 1406 Gemälde. Unter diesen waren 406 Portraits be- 
findlich, die als solche dem Privatbesitz angehörten. Von den übrigen 
1000 Bildern war bei 218 der Besitzer angegeben, während 455 ausdrück- 
lich als verkäuflich bezeichnet waren. Notorisch war die Zahl der ver- 
käuflichen Bilder jedoch beträchtlich grösser und gewiss auf mehr als die 
Hälfte der ausgestellten Gemälde, nach Abzug der Portraits, abzuschätzen. 
Wie viel hievon verkauft worden ist, möchte mit numerischer Bestimmt- 
heit wohl kaum anzugeben sein. S0 viel zu ermitteln war, ist die Nei- 
gung der Privatpersonen zum Ankauf nur äusserst gering gewesen, indem 
von solchen in der That nur einige wenige Bilder gekauft sind. Die we- 
sentliche Hoffnung (ler Künstler beruht einstweilen auf den Kunstvereinen. 
Doch hat sich unter den letztern dem Vernehmen nach diesmal auch nur 
der „Verein der Kunstfreunde im preussischen Staat" zu Ankäufen, und 
zwar von etwa nur zwanzig Bildern entschlossen. Die Sorge der Künstler- 
menge und der Wunsch der Privaten, wo möglich doch für einen kleinen 
Preis zu irgend einem Kunstbesitz zu kommen, haben unter solchen Um- 
ständen zu einem eigenthümlichen Auskunftsmittcl geführt. Es hatte sich 
nemlich für diese Ausstellung (wie versuchsweise auch schon für die 
vorige) ein besondrer Lotterieverein gebildet, der Loose zum Preise von 
1 Thlr. ausgab und wesentlich den Zweck verfolgte, kleine Bilder anzu-
	        
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