Berichte
Kritiken,
Erörterungen.
diesen Richtungen zeigten sich Antlere, wie Kretzschmcr (früher in Düs-
seldorf), in der Darstellung orientalischer Volksscenen thätig.
Die Portraitinalerei wird, wie es die grosse Masse der einge-
sandten Arbeiten dieser Gattung hezeugte und wie es in einer grossen
Residenz nicht füglich anders sein kann, zum guten Theil rein handwerks-
mässig geübt. Einzelne Meister, die sich diesem Fache vorzugsweise ge-
widmet, einzelne Historienmaler, die hierin thätig gewesen sind, hatten
jedoch sehr ausgezeichnete Bildnisse eingesandt. Grossen Beifalls erfreu-
tcn sich die Bildnisse von Magnus und sein Portrait der Sängerin Jenny
Lind galt gewiss mit Recht als eine der ersten Perlen der Ausstellung;
einfache Naivetät der Auffassung und tiefe Begeistigung, Energie des Le-
bens und der volle Reiz künstlerischer Harmonie gaben diesem Bilde in
der That einen in seiner Art sehr seltenen Werth. Die von Fr. Krüger
lllld VOII Bßgils gemalten Bildnisse gehörten ebenfalls zu den trefilichstexl
Arbeiten ihrer Gattung. Auch noch Andere hatten ihre Aufgabe mit künst-
lerischem Sinne zu erfüllen gewusst.
Die Anzahl eigentlicher Historienbilder, die von Berliner Künstlern
eingesandt, war nicht bedeutend. Zu bemerken ist, dass Alles, was mit
Fug zu dieser Gattung gezählt werden kann, sich in der Darstellung von
Scenen der wirklichen Geschichte (im Gegensatz zu Darstellungen poeti-
schen oder symbolischen Inhalts) bewegte. Zwei von diesen Arbeiten,
beide von sehr bedeutender Dimension, nahmen die Aufmerksamkeit vor-
zugsweise in Anspruch. Das eine war das Bild der gefangenen Wieder-
täufer von Schorn, das das Verdienst bedeutender Composition und
scharf ausgeprägter Charakteristik mit dem Streben nach realer Durch-
dringung der Aufgabe verbindet. Das zweite war eine Scene der Schlacht
von Fehrbellin, von Eybel, ein Gemälde, in dem die Bewältigung eines
mächtig bewegten Lebens schon mit sehr glücklichem Erfolge zur Aufgabe
genommen ist. Je seltener die deutschen Künstler (wenigstens die nord-
deutschen) in neuerer Zeit die Darstellung grossartig bewegter Handlungen
versucht haben, um so mehr musste diese Arbeit Anerkennung verdienen,
Wenn der Wunsch, dass einer solchen Weise künstlerischer Thätig-
keit die entsprechende Förderung zu Theil werden möge, gewiss sehr
wohl begründet ist, wenn dieselbe der Vaterländischen Kunst die schön-
sten Erfolge zu versprechen scheint, so muss hicbei jedoch noch eines
dritten unter den Künstlern Berlins, des Malers A. Menzel, dessen Ta-
lent in derselben Weise das Bedeutendste erwarten lässt, gedacht werden.
Von seinem reichen Compositionstalent, von der Schärfe seiner historischen
Charakteristik und ebenso von seinen höchst gründlichen Studien in Be-
treff des historischen Kostüms und was dahin gehört, geben die zahlrei-
chen Zeichnungen, die er für die auf Befehl des Königs veranstaltete
Prachtausgabe der Werke Friedrichs JI. und früher für die von Kugler
verfasste Geschichte des letztern geliefert hat, hinreichendes Zeugniss.
Eine bedeutende Anzahl der für jene Werke gelieferten Compositionen
war von den Holzschneitlern, welche dieselben für den Druck geschnitten
haben, zu der jüngsten Ausstellung eingesandt worden. Ein von Menzel
selbst ausgestelltes grösscres Genrebild legte sein technisches Vermögen in
Betretl" der künstlerischen Ausführung auf sehr entschiedene und beach-
tenswerthe Weise dar. Mit grossen Aufgaben aus der Vaterländischen Ge-
schichte versehen, würde dieser Künstler ohne Zweifel wesentlich neue
Erfolge anzubahnen im Stande sein.