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Berichte,
Kritiken,
Erörterungen.
den Gegenstände ist die besonnenc Modellirung (im landschaftlichen Sinne;
hervorzuheben, die doch der Haltung des Ganzen auf keine Weise Ah-
bruch thut. Das Blatt ist zur Gabe für die Mitglieder des Vereines der
Kunstfreunde im preussischen Staate bestimmt.
Der ertrunkene Sohn des Fischers. Genralt von H.
Düsseldorf, lithographirt von Gustav Feckert in Berlin.
Albert Zabel in Magdeburg etc.
R itter in
Verlag von
(Kunstblattt
1846,
Wie in unsrer Literatur, seit Immermanns Münchhausen und Auer-
bachs Schwarzwälder Dorfgeschichten, so macht sich auch in unsrer Male-
rei gegenwärtig eine Richtung mehr und mehr geltend, die von classischen
und romantischen Traditionen und Kostümen absehend, in das innere
Wesen unsres Volkslebens eindringt und uns dasselbe in künstlerisch
gerundeter Darstellung zum Bewusstsein bringt, eine Richtung, deren
charakteristische, kunsthistorische Bedeutung die Zukunft vielleicht noch
besser feststellen dürfte, als es gegenwärtig möglich ist. In einzelnen
Fällen ist man von Bildern dieser Richtung zu tendenziösen Darstellungen,
deren Zwecke ausserhalb der Kunst liegen, vorgeschrittcn; wir lassen die
letzteren für jetzt dahingestellt und deuten hier nur aufjene schönen, in
sich wieder so vielfach verschiedenen Bilder von Becker, Jordan, Meyer-
heim u. A. m., die zu den trefllichsten der Art gehören. Eins der schön-
sten und gediegensten ist das von H. Ritter, zu dessen Vervielfältigung
die oben genannte Lithographie dient. Es ist das Innere einer Fischer-
wohnung; Genossen und Gehülfen des Fischers haben seinen Sohn, einen
etwa vierzehnjährigen Knaben, ertrunken hereingebracht; vergebliche
Wiederbelebungsversuche sind gemacht worden; die Angehörigen erschei-
nen nun in stummen Schmerz versunken, während die übrigen scheu und
leise mit einander flüstern und nur ein Alter zu dem Vater, einem kräf.
tigen Mann, der im Innern mit Gewalt gegen den Schmerz anringt, beruhi-
gende Worte spricht. Das Bild ist voll lebendiger Charakteristik; die
naive Sphäre der Gesellschaft, in der der Vorfall sich ereignet, ist in
allen Beziehungen mit Bestimmtheit wiedergegeben, ebenso entschieden
aber auch jener Adel, der einer unverdorbenen Natur durch erschüttern-
den Seelenschmerz aufgeprägt wird, zum Ausdruck gebracht. Zugleich
hat das Original eine malerische Kraft und Stimmung, die das Zeugniss
eines ächt künstlerischen Versenkens in den Stoff, einer ächt künstleri-
schen Durchbildung desselben ist. Die Vervielfältigung des Bildes durch
die Lithographie haben wir nur mit Freuden zu begrüssen , und um so
mehr, als der Lithograph mit glücklichstem Erfolg bemüht gewesen ist,
sowohl das geistige Element des Ausdrucks als jene energisch malerische
Behandlungsweise wiederzugeben; wir können hinzufügen, dass sich das
Blatt namentlich in letzterer Beziehung durch nicht gewöhnliche Ver-
dienste auszeichnet.