Stahlstlcn.
Verständnisses, mit einer Energie in der Behandlung des Einzelnen ge-
arbeitet und zugleich eine so gehaltene Gesammtwirkung erreicht, dass
(las Blatt gewiss zu den besten in seiner Art gezählt werden musg
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(Kunstblatt
1846, N0.
ln Berlin sind kürzlich zwei Stahlstiche von bedeutender Dimension
beendet worden, die sowohl von der vortrefflichen Qualification des Ma-
terials für die verschiedenartigsten Stichgattungen als von dem Talent
und der meisterhaften Fertigkeit unsrer Stecher neue, sehr erfreuliche
Zeugnisse geben. Der eine Stich, 15 Zoll hoch und 12 Zoll breit, von
Gustav Lüderitz, enthält das Portrait des Königs Friedrich Wilhelm lV.
von Preussen in halber Figur; er ist nach einem Gemälde von F. Krüger,
in geschabter Manier ausgeführt und von dem Verleger (C. G. Lüderitz in
Berlin) I. M. der Königin Elisabeth von Preussen gewidmet. Das Krügeü-
sche Original, das vor zwei Jahren die Berliner Kunstausstellung schmückte,
ist unbedenklich als dasjenige Portrait des Königs zu bezeichnen, welches
die glücklichste Auffassung mit ächt künstlerischer Behandlung verbindet;
bei sprechender Aehnlichkeit ist hierin der tiefere, geistige Ausdruck
lebendig wiedergegeben und zugleich bei dem Ganzen die edelste Haltung
und malerische Harmonie beobachtet. Der Stich hat sich von diesen Vor-
zügen nichts entgehen lassen; er ist eine völlig treue Uebertragung des
farbigen Originals in die einfacheren Darstellungsmittel der Zeichnung.
Bei einer sorglichen und besonders in den Fleischpartieen sehr zart durch-
geführten Modellirung haben wir in dieser Arbeit doch überall das Breite,
Saftige, Markige des Vortrages hervorzuheben, wobei die eigenthümliche
Technik der geschabten Manier, unterstützt von mässigern Gebrauch der
Nadel. die angemessenste Grundlage bot. Die allgemeine Haltung, die
bei der Uebertragung des Gemäldes in die Mittel des Stiches nicht ohne
Schwierigkeit herzustellen war, ist gleichwohl sehr glücklich erreicht.
Das zweite Blatt, im Stich 14 Zoll hoch und fast 21 Zoll breit, enthält
eine Ansicht von Salzburg und ist, nach einer Zeichnung von Biermann,
von H. Fincke gestochen. Wenn Fincke in früheren landschaftlichen
Blättern und namentlich zuletzt in einer Ansicht des Domes von Meissen
nach Schirmer mehr den glänzenden Effekt des Grabstichels beobachtet
hat, so erscheint er in diesem neusten Blatte freier, naiver, und die Füh-
rung des Stichels in etwas der unbefangenen Radirmanier sich annähernd.
Freilich war die Behandlungsweise hier und dort durch die Originale mit
bedingt und dem Charakter der genannten Maler entsprechend gewählt.
Die vorliegende landschaftliche Composition hat ganz jene, besonders durch
malerische Vorgründe imponirende Kühnheit, die uns überall in Biermanifs
Arbeiten entgcgenzutreten pflegt. So ist auch in dem Stich besonders der
Vorgrund mit seinen Tannen, Felsgestein und altem Mauerwerk höchst
energisch und wirkungsreich behandelt, während sich Mittelgründe, G6-
birgsferne und Luft, durch eine fortgesetzte mässigere Führung des Stichells,
auf angemessene Weise abstufen. Bei den Einzelheiten der fernerliegen-