Kupferstich.
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jedoch nur einzelne Ansichten, Kostüm- oder Portraitbilder u. dergl. Der
Zweck des vorliegenden Werkes ist, uns abgerundete Scenen, sdie uns
charakteristisch in das Leben und Treiben der Orientalen und in die ge_
sammte Umgebung ihres Lebens einführen, zu geben. Das Werk soll im
Ganzen aus vierzig ausgeführten Blättern solcher Art und aus acht Blättern
mit der Darstellung der verschiedenartigsten Utensilien bestehen. Nach
der Inhaltsangabe wird es sich aber im Wesentlichen auf Aegypten und
die angrenzenden Lande beschränken; doch war der Künstler, wie auch
der Verfasser des Textes, durch besondre äussere Umstände hinreichend
begünstigt, um mit den Bewohnern dieser Gegenden überall in näheren
Lebensverkehr treten und somit die Darstellungen durchweg nach dem
Leben geben zu können. Die Darstellungen (mit Ausnahme der acht De-
tailblätter) werden nach Oelgemälden lithographirt, deren grösserer Theil
sich in der Gallerie Sr. Majestät des Königs von Württemberg befindet.
Die vorliegende erste Lieferung enthält zunächst ein aus orientalischen
Emblemen sinnreich aufgebautes Titelbild mit der Dedikation des Werkes
an Se. Maj. den König von Württemberg. Sodann: 1) "Mßhemed Ali auf
einer Spazierfahrt", am Ufer des Flusses, von glänzendem berittenem Ge-
folge umgeben; 2) nlrreguläre ägyptische Kavallerie", ein aufrührerisches
Dorf umzingelnd; 3) Aerztlicher Besuch im Harem", für häusliche Sitte
und innere Hauseinrichtung bezeichnend; 4) "Sclavenmarkt in Kairo", eben-
falls für einen wichtigen Punkt des orientalischen Lcbensverkehrs sehr
bezeichnend; 5) „I-Ionzes Ali, Hengst von Schubra", mit den dortigen Ge-
stütgebäuden und Stallmeistern; und 6) das Detailblatt mit einer grossen
Menge im Umriss dargestellter Gegenstände, Pferdegeräth und Waifen-
Lebendige Anschauung, charaktervolle Lebendigkeit und künstlerische Ab-
rundung sichern diesen Blättern ein entschiedenes Interesse. Der Text
verbreitet sich mit belehrender Ausführlichkeit über den Inhalt der dar-
gestellten Gegenstände. Da die Inhaltsangabe des Gesammtwerkes ausser-
dem eine so reichaltige Auswahl in Aussicht stellt, so wird dem Unter-
nehmen ein verschiedenseitiger Beifall gewiss nicht fehlen.
Ego
inv.
dilecto meo, et dilectus meuä mihi.
X. Steifcnsand sc. Düsseldorf, Verlag
Gross Fol.
Friedrich Overbeck
von Aug. W. Schulgen.
(Kunstblatt
1846,
Ein Rundbild. Die h. Jungfrau in ganzer Figur, niedrig sitzend, das
Christkind auf ihrem Schoosse liegend und eingeschlafen, sie mit dem
Antlitze über dasselbe gebeugt. Landschaftliche Umgebung, altes Gemäuer
auf der einen, ein Blick in die Ferne auf der andern Seite. Die Compu-
sition hat jene Harmonie der Linienführung, jenen Adel des Styles, jene
grossartige Anmuth der Gewandung, wodurch Overbeck überall so aus-
gezeichnet ist; nach einer auf einem 'l'äfelchen angebrachten Jahrzalrl ist
sie im J. 1838 entworfen. Der Stich ist mit ächter und grosser Meister-
schaft durchgeführt; es ist eine Klarheit, ein edel gemessener Schwung: