zu englischen
Bilder
Dichtern.
bewusst. Jenes grossartige Unternehmen von Boydell gedieh leider nicht
zu einer grösseren Vollendung und fand auch keine Nachfolge; es
konnte somit keine weiteren Früchte tragen. Aehnliche Bestrebungen,
nur in viel grösserem Maassstabc, sind heutiges Tages die, welche in
Deutschland durch den König von Baiern ins Leben gerufen werden; dies
ist der Punkt, in welchem dieselben, wenn wir auch in manchen Bezie-
hungen nicht mit ihnen einverstanden sind, unsere grösste Hochachtung
und lebendigste Theilnahme in Anspruch nehmen.
Wie die eben genannten lllustrations to Shalcspeare allerdings als kein
Beweis für eine sonderliche Blüthe der historischen Malerei bei den Eng-
ländern angesehen werden dürfen, so giebt es doch andre Richtungen,
welche sie gelegentlich mit Glück ausgebildet haben. Ich möchte hier
vornehmlich zwei Richtungen, eine humoristische und eine phantas-
tische, unterscheiden: beide verdanken bei ihnen einer besonderen Schärfe
des Gemüthes ihre Entstehung, beide spielen mit den Erscheinungen des
Lebens; beide aber arten leicht aus, so dass das humoristische Bild in
widerwärtige Karikatur, das phantastische in ein wirr barockes übergeht.
Für beide liegen IIIIS, unter den DarSlellungen nach englischen Dichtern,
Beispiele vor. Zuerst nenne ich ein seltsames Werk:
readings
New
ofold
authors.
London
Wilson S: C.
Tili.
Dieses "Neue Lesen alter Autoren" ist dahin zu verstehen, dass be-
kannte Phrasen beliebter Dichter (hier desshakspeare und Byron) aus
ihrem Znsammenhangc genommen und einem willkürlich dazu erfundenen
Bilde als Unterschrift beigefügt sind; natürlich werden die so erfundenen
Bilder die ausgelassensten Parodieen der angeführten Phrasen. S0 sehen
wir statt der ersten Scene des Macbeth, wo die drei Hexen ihr "Wann
kommen wir drei wieder zusammen?" heulen, drei gute, geputzte Damen
sehr wohlbehäbig um eine Punschbowle sitzen; so werden die drohenden
Worte, welche im "Sturm" Prospero zum Kaliban spricht, "Dafür sollst
du zur Nachtzeit Krämpfe haben," auf ein armes altes Frauenzimmer an-
gewandt, welches durch den entsetzlichsten Regen mit zerrissenem Schirm
nach Hause schleicht; so hat im "Julius Caesar" die Uhr drei geschlagen,
indem sie vom Thurm herunterstürzend, drei Vorüberwandelnde mit nie-
derschlägt u. s. w; u. s. w. Das Werk erscheint in Heften in klein 8, das
Heft, welches jedesmal ein besondres Gedicht umfasst, mit 10 leicht litho-
graphirten Blättern. Wir vermissten an diesen Blättern aber die eigentliche
unbefangne Lustigkeit und fanden in ihnen mehr ein Vergnügen an ver-
zerrten Gestalten; ohnehin sind sie für uns zum Theil, als lokalen Bezie-
hungen angehörend, unverständlich.
lost ofMilton with illustrations by Johll Martinß
London: Charles Tilt. 1833.
The Paradise
Dies neue, gleich den beiden vorigen ebenfalls noch unvßllßndele
Werk, vertritt in seinen Kupfer-n die phantastische Richtung der ltlngländcr
auf entschiedene Weise. Es ist eine neue Prachtausgabe des verlernen
Paradieses von Milton und erscheint in Heften in 4, deren jedes mit
2 Kupfer-n versehen ist; 12 Hefte, die sich monatlich folgen sollen, werden
das Ganze vollenden. Die Kupfer, meist landschaftliche Gegenstände, sind,