Lithographie.
Radiru!
ngen.
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sie entwickelt sich weder zu freier Grösse, noch gewinnt das Beabsich-
tigte überall naives Leben; ebenso ist auch die erstrebte malerische Wir-
kung noch nicht zu jener unmittelbaren Kraft gediehen, die den Meister
gegenwärtig auszeichnet. Nr. 2 ist schon ungleich mehr durchgebildet und
durch grössere Kraft und Fülle ebenso, wie durch feinere Belebung und
zugleich durch eine grössere Bestimmtheit des Styls ausgezeichnet; das
Ganze ist aber auch hier von vollkommener künstlerischer Freiheit noch
nicht durchdrungen und manches Einzelne, zumal in jenem Streben nach
bestimmter Stylistik, noch herb. Die lithographische Arbeit an beiden
Blättern ist rühmlich und die Eigenthümlichkeit eines jeden der beiden
Bilder gut wiedergegeben; namentlich sind in Nr. 2 die Feinheiten des
Originals mit Sorgfalt beobachtet. Beide Blätter sind somit sehr wohl ge-
eignet, die Kenntniss der vaterländischen Kunst, je nach ihren Entwicke-
lungsstadien, verbreiten zu helfen.
3) Neapolitanerin am Meeresstrande.
von Mittag. Der schlesische Kunstverein
Jahr 1846.
Gemalt von Riedel, lith.
seinen Mitgliedern für das
Diese Lithographie hat jenes allgemein geschätzte Gemälde von Riedel
zum Gegenstande, welches sich im Besitz der Stiftsdame Fräulein v. Wal-
denburg zu Berlin befindet und durch höchste Anmuth und Lauterkeit des
Lebens, durch glockenreine malerische Behandlung zu den Perlen der
Kunst unsers Jahrhunderts gehört. Die Lithographie ist im Ganzen gut
und ersichtlich mit Liebe durchgeführt, sie gewährt einen ansprechenden
Eindruck und ist schon geeignet, denen, die das Original kennen, eine
schöne Erinnerung lebhafter zurückzurufen. Denen, die dasselbe nicht
kennen, giebt sie freilich nur einen sehr wenig zureichenden Begriif von
dessen Schönheit; wie möchte aber überhaupt auch lithographische
Kreide auf völlig genügende Weise wiedergeben können, was mit allem
Zauber des Lichts und der Farbe gemalt ist?
Radirungen
VOD
Scheuren.
1842.
(Ohne A ngabe des
Verlegers.)
1846,
(Kunstblatt
Die Freunde der Radirkunst mögen bestens auf ein Heft geätzter
Blätter aufmerksam gemacht sein, dessen arabeskenartig gesehmücktes
'l'itelblatt die obige Inschrift führt und das, mit Einschluss des Titels.
aus 26 Blättern besteht. Der Künstler, der dieselben gefertigt, ist der be-
kannte Landschaftsmaler in Düsseldorf. Die Radirungen haben verschie-
denartige, zumeist nur sehr kleine Dimensionen, das Heft hat das Format
eines kleinen Quer-Folie. Die dargestellten Gegenstände sind ebenfalls
sehr mannigfaltig. Einige sind historischen Inhalts: eine kleine Skizze
des Todes Kaiser Karls V. im Kloster St. Just (wenn ich die Seene richtig
verstanden), ein Hamlet auf dem Kirchhofe mit Yorik's Schädel. Andere
sind See- oder Strandbilder. Beladene Barken ziehen ruhig über den
abendlichen Spiegel der Flut hin; Kähne mit Kriegern (etwa Wasser-