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Berichte,
Kritikern
Erörterungen.
auf die Kunst cinzuwirken, so hat man bei so heitern und ansprechenden
Leistungen auch eben nicht viel danach zu fragen. Und doch haben diese
Unternehmungen, wie mich dünkt, zugleich ihre ganz ernsthafte Seite für
die Kunst selbst. Sie sind das Zeugniss eines schönen gemeinsamen Le-
bens in der Kunst, eines frischen Zusammenwirkens auf einen gemein-
schaftlichen künstlerischen Zweck, und sie müssen dabei nothwendig auf
den künstlerisch genossenschaftlichen Zusammenhalt eine vortheilhafte
Rückwirkung ausüben. Die Kunst bedarf der Gemeinsamkeit der Künstler
und die letztere bedarf einer Wirksamkeit zur Vereinigung der Interessen
und Kräfte. Solcher Wirksarnkeiten giebt es allerdings mehrere, aber eine
gemeinschaftliche Thätigkeit, wie die besprochene, nimmt hierunter keine
der letzten Stellen ein. Möge das schöne Beispiel also recht zahlreiche
Nachfolge finden!
Kupfer
und
Steindruckblätter
nach E.
Steinle.
(Kunstblatt
1846,
Steinle gehört bekanntlich zu den ansgezeichnetsten Repräsentanten
jener Kunstrichtung, d'ie von Overheck gegründet wurde und die für
die Anschauung der gesaminten geistigen Entwicklungsverhältnisse unsrer
Zeit von so schlagender Bedeutung ist. Es ist die neue Belebung des
alten Katholicismns, der, auf der mittelalterlichen Gestaltung fussend, von
dorther Kraft und Form entnimmt und in den Kunstwerken dieser Rich-
tung oft eine Schönheit und Grazie entwickelt, welche den ausserhalb
Stehenden staunen macht und vielleicht mehr als irgendwelche andre Er-
scheinungen das innerliche Produktionsverniögeu dieser Seite des heutigen
Lebens, allem Widerspruch der Andersstrebcnden zum Trotz, darlegt,
Uns liegen mehrere Blätter nach Steinle's Compositionen (aus dem Verlag
von J. Buddeus in Düsseldorf) vor, die das Gesagte bestätigen und uns
einerseits von der vollen Gültigkeit der genannten Kunstrichtung, anderer-
seits aber auch von dem Punkte, wo dieselbe einseitig und somit un-
gültig zu werden beginnt, charakteristische Belege geben. Es sind fol-
gende Blätter:
1) Die Krippenfeier des heil. Franciscus, auf Stein gezeich-
net von H. Knauth in München. Quer Fol. Eine kleine Felshöhle, in
welcher eine figürliche Darstellung der Geburt Christi enthalten ist; der
Saum der Höhle mit Lampen umsteckt. Davor ein Altar mit dem Priester
und Chorknaben; knieende Mönche auf der einen, St. Franeiseus auf der
andern Seite, der die heranziehenden Gruppen der Landleute, Männer,
Frauen und Kinder, zur Verehrung der heiligen Darstellung einlädt. Ueber
ihm, in den Zweigen eines Baumes, musicirende Engel. Ein als Unter-
schritt dienendes Gedicht enthält die Erzählung von dem Ursprünge der
Krippenfeier, die der heilige Franciscus mit päpstlicher Genehmigung für
das italienische Landvolk gegründet habe und die sich noch in unsern
Weihnachtslichtern wiederhole. Das Bild führt in einen religiösen Cnltus