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Berichte,
Kritiken,
Erörterungen
fiihrung erforderlichen stoftlichen Bedingnisse, gewissermaassen ein zu
abstraktes Muster, liefert. Auch die besten Arbeiten. die auf diesem letz-
teren Wege gefertigt werden, tragen daher in den meisten Fällen das Ge-
präge von Aeugstlichkeit und Befangenheit an sich, das immer das Kenn-
zeichen der Copie ist. Jene meisterliche Sicherheit und Freiheit, welche
die in Rede stehenden Arbeiten von den mittelalterlichen Zeiten bis in
die Periode des Rococo herab erkennen lassen, wird nur wieder zu erlan-
gen sein, wenn die Arbeiten selbständig, mit wirklicher und unmittel-
barer Vereinigung handwerklicher und künstlerischer Befähigung innerhalb
des Kreises, um den es sich hier überhaupt handelt, gefertigt werden.
Die Betrachtungen der heutigen Künstlernoth haben mich bis zu die-
sem Punkte geführt. Ich hoffe: nicht ohne Grund, da ein abnormer Zu-
stand überall unbedenklich in einem abnormen Punkte der gesellschaft-
lichen Verfassung wurzelt. Es wäre Aberwitz, etwa zu meinen, dass eine
Zeit mehr künstlerisch-productives Vermögen habe. als ihren Bedürfnissen
entsprechend ist. Ist an einem Punkte ein Ueberschuss vorhanden, so
muss sich nothwendig an einem andern ein Mangel auffinden lassen. Ich
habe dies für die Verhältnisse der Gegenwart nachgewiesen und meine
Vorschläge zur gegenseitigen Ausgleichung vorgelegt.
Holzschnitt Illustration.
1846.
(Kunstblatt
1) Die Ammen-Uhr. Aus des Knaben Wunderhorn. In I-Iolzschnitten
nach Zeichnungen von Dresdener Künstlern. Leipzig, Verlag von
Maycr und Wiegand. Gross 12.
2) ABC-Buch für kleine und grosse Kinder, gezeichnet von Dreg-
dener Künstlern. Mit Erzählungen und Liedern von Reinick, und
Singweiseu von Ferd. Hiller. Leipzig, Georg Wigancfs Verlag. 1845. 4.
Die Künstler Dresdens haben sich schon zum zweiten Male zusam-
mengethan, den Kindern eine Weihnachtsgabe zu bereiten, an deren äehg
künstlerischer Ausstattung und Behandlung auch der Erwachsene seine
Freude haben könne. Die Ammen-Uhr, der erste, kleinere Versuch, hat
bereits viele Freunde gefunden. Es ist das alte Kinderlied, "der Mond
der scheint, das Kindlein weint" etc., dessen neun Verse jeder eine be-
sondre Illustration erhalten haben; als Zehntes Blatt ist ein Titelbild
zugefügt. Durchweg bewegen sich die Darstellungen in ächt naiver volks-
thümlicher Weise, und besonders gewährt es ein eignes Vergnügen, Meister
einer so gehaltenen Classicität, wie z. B. Rietschel (den Bildhauer) und
Bendemann, sich hier in dem harmlosen Kreise hauswirthschaftlicher
Angelegenheiten bewegen zu sehen. Der Holzschnitt entspricht den Au-
forderungen, die bei der Betheiligung solcher Meister gemacht werden.
Das AB C-B uch ist ein grösseres und umfassenderes Unternehmen,
das Format ist ansehnlicher, die Zahl der Bilder ungleich bedeutender.