Wir haben die Absicht, wie wir es schon in früheren Blättern des
Museums gethan, dem geneigten Leser wiederum von einigen neuen Kup-
ferwerken der tleissigen Engländer Nachricht zu geben. Die vorliegenden
verschiedenen Bilderwerke zu englischen Dichtern mögen uns zugleich ver-
schiedene Richtungen der englischen Kunst vergegenwärtigen.
Illustrations to Shakspeare;
London: published by A.
plates in BoydelPs
M. A. 1832, 1833.
from the
J. Valpy,
Edition.
Das Werk, welches verkleinerte Umrisse, der im Jahre 1805 von
Boydell herausgegebenen Shakspeare-Gallerie enthält, erscheint in Liefe-
rungen von etwa 14 Blättern in klein Octav. Acht Lieferungen liegen uns
bereits vor; sie bieten aber wenig Erfreuliches. Wir bedauern, dass uns
das grosse Prachtwerk nicht zur Hand ist und wir uns, um eine Verglei-
chung zwischen beiden anzustellen, an der Erinnerung genügen lassen
müssen. Wenn wir indess auch einen grossen Theil der Mängel in den
vorliegenden Blättern auf die Rechnung der, übrigens recht sauber (von
Starling) gestochenen Nachbildungen schreiben wollen, so bleibt doch immer
des ursprünglich Verfehlten, Nüchternen und Matten so viel, dass unsre
nicht zu hohe Meinung von der historischen Schule der Engländer, wie
dieselbe gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts begründet wurde, hie-
durch nicht eben erhöht werden dürfte. Und sollten wir aus diesem neuen
Unternehmen, welches natürlich ohne den Beifall des Publikums nicht
fortgesetzt sein würde, einen Schluss auf den Sinn der Engländer für
historische Malerei in der gegenwärtigen Zeit machen, so würde derselbe
ebenfalls nicht allzu günstig ausfallen. Doch, wir wollen in Demuth
zugleich an unsre Kupfer in den Taschenausgaben unsres Schiller, Göthe
u. s. w. denken; wir wollen uns vorstellen, wie vielleicht in diesem Au-
genblick ein Kritiker in einem Nachbarlande diese wenig schmückenden
Schmuckbilder auf gleiche Weise betrachtet, wie wir jene erneute Shak-
speare-Gallerie; wir wollen vor der Hand mit den Nachbarn lieber in
Frieden bleiben.
Ein Etwas aber ist in diesem neuen Unternehmen, das wir nicht un-
berücksichtigt lassen dürfen; ich möchte es die nationale Gesinnung
nennen, die dasselbe noch ebenso trägt, wie vorher das grosse Original-
Werk aus ihr hervorgegangen war; es ist die Anhänglichkeit an den
Verein jener ersten Meister, welcher der englischen Nation vor dreissig
Jahren, da freilich die Kunst erst wieder aus alten Fesseln sich zu lösen
begann, einen bedeutenden Platz unter den kunstübenden Völkern schuf;
dessen Lehren und Beispiele für die Engländer im Wesentlichen noch
immer Gültigkeit haben. Dies Zusammenziehen der künstlerischen Kräfte
eines Volkes auf nationale Zwecke ist aber im höchsten Grade wichtig für
bffide, Volk und Kunst: so wird das Volk empfänglicher für das Evange-
lium der Kunst, so die Kunst selbst ihrer hohen ethischen Zwecke sich