Reisenotizex
Leiplig-
551
Die
Walhalla
bei
Regensburg.
Aeusseres. Höchst edle und grossartige Wirkung des dorischen Pe-
ripteros, eines Hauptbeispiels für die Erscheinung derartiger griechischer
Anlagen. Gleichwohl die Wirkung auch hier noch ungenügend und kalt,
da noch zu viel fehlt: der Schmuck der Metopen und die Detaillirung der
Glieder durch Farbe und Gold. Die Eck-Akroterien nach beiden Seiten
gleich gebildet: C. Böttichefs Princip für die Formation dieses Bau-
stückes würde ohne Zweifel eine ungleich bessere und richtigere Erschei-
nung geben. Schöne Wirkung der durch Statuen ausgefüllten Giebel,
besonders des hinteren mit den Figuren der Herinannschlacht, die, so
schlecht sie an sich sind, doch den Raum sehr rhythmisch ausfüllen.
Die kolossalen Unterbauten würden einen viel leichteren Eindruck machen,
wenn ihre Ecken mit Statuen und Gruppen besetzt wären.
Das Innere in der Haupt-Dispostion und demgemäss in der Haupt-
wirkung sehr glücklich (wie ich dies schon früher, bei einer Besprechung
der Zeichnungen des Gebäudes, dargelegt hatte), nur keineswegs genügend
durchgebildet. So in mehrfacher Beziehung im Architektonischen an sich,
z. B. dass die Pilaster hinter den Karyatiden fehlen, n. drgl. So in der
Farbe. Der hraunrothe Marmor der Wände ist zwar sehr schön und das
anderweitig Farbige und Vergoldete, auch an den Karyatiden, im Allge-
meinen nach gutem Princip angeordnet; aber die Farben sind nicht hin-
länglich charakteristisch entschieden und auch nicht fein genug, daher ihre
Wirkung unschön und bunt wird. So auch in der Disposition, indem die
Büsten an den Wänden füglich in einem mehr architektonischen Rhythmus
aufzustellen gewesen wären und insbesondere die Victorien-Statuen von
Bauch zu verloren und bedeutungslos, zum Theil auch durch die Büsten
beengt, dasitzen oder stehen. Ihnen wäre eine, irgendwie tabernakelartig
ausgestattete Aufstellung zu wünschen gewesen.
Uebrigens geben auch diese Victorien wieder einen bezeichnenden Be-
leg des Unterschiedes der Berliner und der Münchener Kunstrichtung. Sie
sind, zumal im Vergleich mit Schwauthalers rohen Arbeiten, mit unend-
licher Schönheit ausgeführt, verrathen aber fast in zu hohem Grade das
subjectiv leidenschaftliche Streben des Meisters nach höchster Vollendung
und entbehren mindestens für ihren äusseren Zweck der Bezugnahme auf
eine architektonische Totalwirkung.
Der Fries von Wagner, der im luneren die Wände der Walhalla
schmückt, ist von sehr reicher und mannigfaltiger Composition, doch im
Eindruck etwas monoton, indem der Styl sich, bei aller Durchbildung, in
einer couventiouellen, zumeist der klassischen Schule angehörigen Weise
bewegt und die naive Freiheit der Natur hiemit keinesweges verbun-
den ist.
Zwei Denkmäler in der Promenade,
charakteristisch in ihrer Art.
Das eine ist Gellerts Monument:
beide
grosse
ein altes und ein neues,
ein Säulenstück, eine