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Kunstreise
Jahr
1845.
hcwegteren Christus, wird die Darstellung matt. Die ganze Gefühlsweise
ist entschieden liyznntinisch starr; dem entsprechen auch die dunkclnrlen,
grau-blau-röthlichen Farbenspiele, die ein seltsames Mysterium um die
Gestalten her anznkündigen scheinen. Von edler katholischer Sinnlichkeit
ist Nichts in dem Bilde; insofern könnte man es fast protestantisch nennen.
Abcr der Gegensatz gegen das sinnliche Element bringt, in jener düstern
Starrheit, einen fast unheimlichen, höchst zelotischcn Eindruck hervor,
Dem gemäss ist aber freilich der Ausdruck der Köpfe zum Theil sehr er-
greifend, besonders der Kopf des einen der beiden weissen Engel, der,
auf dieGemeinde niederblickend, sie mit schmetterndem Eifer zur Beob-
achtung des Vorganges auffordert.
Der grosse al fresco gemalte Fries von Neher am Isarthore, den
Einzug Kaiser Ludwigs in München (larstellend, wiederum eins der frühe-
ren Schmuckwcrke des neuen München, ist sehr schön compouirt und auch
in der Ausführung, bei einfachem Vortrage, sehr edel gehalten. Leider
geht er, dem Wetter ausgesetzt, seinem Untergange schon entgegen. Das-
selbe ist der Fall mit den beiden Heiligenbildern über den Seiteneingängen
des Thores.
In den Arkaden des Hofgartens haben sich den Darstellungen aus,
der bairischen Geschichte und den italienischen Landschaften von Rote-
mann, in dem, dem Festsaalbau gegenüberstehenden Flügel, neue Fresco-
bilder angereilit. Die Wände haben hier wiederum eine reiche pompeja-
nische Dekoration und oberwärts kleine Bildfelder, die, in sehr grosser
Folge, Darstellungen des griechischen Freiheitskampfes. von Rigas bis auf
König Otto, enthalten. Es sind Cornpositionen von Peter Hess, ausge-
führt von Nilson. In Berücksichtigung des kleinen Raumes, der für die
Darstellung der einzelnen Scenen gegeben war, sind diese jedesmal mit
wenigen Figuren, doch zumeist in schr geschickter Andeutung des Vor-
ganges, vergegenwärtigt. Die Ausführung ist ganz gut. Nur reichen so
beschränkte Mittel auf die Länge allerdings nicht hin: das Ganze wird
dadurch zuletzt doch bilderbuchmässig, auekdotisch. Ueberhaupt fallt es
einigermassen auf, hier, an der Stelle ölfentlichsten Verkehrs, nächst den
italienischen Landschaften, die, derb dekorativ behandelt, leider mehr
und mehr ihrem Untergange entgegengehen, wieder das Ausland vor-
geführt zu sehen.
Hiebei ist der in Oel gemalten Schlachtenbilder von Peter Hess zu
gedenken, welche sich im Baukettsaale des Festsaalbaues beünden. Diese
geben durchweg, den Ruhm des Meisters in solchen Darstellungen charak-
teristisch bezeichnend, eine vortrefflich energische Erzählung der jedes-
maligen Thatsache, mit künstlerischen Episoden und in höherer land-
schaftlicher Haltung. Die andern Schlachteubilder in demselben Saale,
von Adam u. A., sind weniger interessant.
In benachbarten Sälen hängen die gefeierten Bildnisse schöner Frauen
der Jetztzeit, von Stieler gemalt, artige Mode-Portraits.