Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

Reisenotizen. 
München 
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gefasst, aber nicht mit recht naiver Frische durchgeführt. Es ist viel Her- 
kümmliches darin, und unter diesem sogar das Beste. Der Ansführuxm 
fehlt es ebenfalls an wahrer innerer Kraft und Frische; es sind mehr ade?- 
weniger glänzende Dekorationen, zum Theil in siissen Tönen, die an die 
Zeit der Angelika Kauffmann erinnern. 
Die Freskomalerelen. welche von H. Hess und seinen Freunden und 
Gehülfen in der Allerheiligen-Kapelle ausgeführt sind, haben eine 
sehr entschiedene Eigenthümlichkeit. Der fast mystischen Wirkung, welche 
das Hervortauchen dieser Gestalten aus dem goldschimmerndeu Grunde der 
Wölbungen hervorbringt, ist bereits oben gedacht. Höchst würdig, ideal 
verklärt und in feierlichster Ruhe blicken die Gestalten auf den Beschauer 
herab. Diese allgemeinen Eigenschaften sind es, was ihnen den künst- 
lerischen Styl giebt; alterthümliche Motive sind bei ihnen nur im Einzel- 
nen aufgenommen, nichts von knechtischer Nachahmung der Darstellungs- 
weise einer früheren Zeit. Gleichwohl ist bei ihnen Alles, trotz der schö- 
nen modernen Behandlung, uur Repräsentation im altchristlichen Sinne, 
ist Alles somit symbolisch, mystisch. Reelle Gegenständlichkeit, thatkräf- 
tige Wirkung und Wirksamkeit werden nicht erstrebt. Es ist eben durch- 
weg ein Bild des neu-mittelalterlichen Katholicismus, aber in seiner edel- 
sten, am meisten berechtigten Gestalt. Im Allgemeinen sind die Bilder 
über den Mittelräumen die gediegneren, und gehören sie zumeist wohl 
der eignen Hand des Meisters an. 
Aehnlißher Richtung, von denselben Meistern ausgeführt, gehören die 
Freßkßll der Bonifacius-Basilika an. Ich sah dieselben noch nicht 
völlig enthüllt. Die Gestalten der Absis, auf goldnem Grunde, sind tref- 
lich, ganz in der Weise von Hess; doch vielleicht ist die entsprechende 
Darstellung in der Allerlieiligenkapelle noch feierlicher gehalten. Die an 
den Wänden ausgeführten Bilder aus der Geschichte des h. Bonifacius, - 
die grösseren dramatisch componirt und mit landschaftlichen Gründen, die 
kleineren grau in grau gemalt, enthalten viel Gutes und schöne innige M0- 
tive; doch scheint sich die Richtung der Künstler,  Hess und Schrau- 
dolph, der beiden eigentlich bedeutenden unter denen, die hier thätig 
waren,  nicht recht in diesem Elemente zu bewegen; es fehlt ihnen die 
höhere dramatische Energie, was sich auch in der Zahmheit des maleri- 
schen Tones zeigt. Die kleineren Bilder sind zum Theil wirklich befrie- 
digender, weil hier das dramatische Element sich wiederum mehr der 
symbolisirenden Richtung zuneigt.   
Die protestantische Kirche hat ein grosses, a1 fresco ausgeführ- 
tes Deckengemälde von C. Hermann: Christi Himmelfahrt; zu seinen 
Seiten zwei anbetende Engel, über ihm Gott Vater mit verschiedenen 
Reigen von Engelköpfen; unter ihm die beiden weissen Engel und die 
Jünger. Es ist ein mathematisch strenger Ernst in diesen Gestalten und 
besonders in ihren Gewändern; wo dies nicht der Fall, wie z. B. in dem
	        
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