Leonore. Das Original ist vom Kunstverein für die Rheinlnnde und
Westphalen am 21. Mai 1831 verloost. Gemalt von C. F. Lessing. Lith.
von Fr. Jentzcn. Gedruckt im Lith. Institut von L. Sachse S; Comp.,
Berlin durch Bcrndt, 1833. ,
(Museum 1833, 1570.44.)
Wir beeilen uns, dem Publikum die Vollendung einer Lithographie
anzuzeigen, durch welche Berlin aus einem eben so beschämenden wie
drückenden Abhängigkeits-Verhältnisse zu Paris und München befreit wird
und endlich in einer Kunst, die wie keine andere zur möglichst allge-
meinen Verbreitung der einzelnen Werke dient, mit genügender Selbstän-
digkeit auftritt. Bereits durch die ersten Hefte der von Meyerheim und
Strack aufgenommenen, von Meyerheim lithographirten "Architektonischen
Denkmäler der Altmark" hatten die Herausgeber, die Herren L. Sachse
ä Comp., gezeigt, wie entschiedener WVille und kräftiger Widerstand gegen
den alten, leider nur zu lange herrsehend gebliebenen Schlendrian zuletzt
doch Untadliches hervorbringen müssen; indem Zeichnungen und Druck
gleich meisterlich ausiielcn. Wurden Blätter geliefert, welche alles ähnliche
bisher in Deutschland Versuchte übertrafen, auch sich den französischen
Arbeiten der Art wenigstens an die Seite stellen konnten. Doch haben
diese Blätter noch eine verhältnissmässig kleinere Dimension; und die
Fgytigung lithographischer (Jopien nach grossen Gemälden hat wiederum
andern Anforderungen zu begegnen.
Die in der Ueberschrift genannte Lithographie misst 211], Zoll in der
Breite, 18W in der l-löhe; der dargestellte Gegenstand erlaubt den Be-
Schauern, die das Original gesehen, wer es aber gesehen, dem haben
sich dessen Gestalten unauslöschlieh eingeprägt, eine erwünschte Ver-
gleichung mit letzterem. Was die Arbeit des Lithographen anbetrifft, so
ist derselbe mit unverkennbarer Liebe in den Geist des Lessingschen Ge-
mäldes eingegangen, und wie er mit seiner anerkannt gediegenen Technik
alle Details wiederzugeben gewusst hat, so insbesondere das erschütternd
Leidenschaftliche, das den poetischen Gesammt-lnhalt des Originals aus-
macht. Mit grosser Reinheit und einer bestimmten und sichern Hand-
habung des Stiftes hat er dem Drucker aufs Angenehmste vorgearbeitet;
und dieser hat nicht minder das Seinige gethan, um nirgend kalt auf den
Kalkstein aufgetragene Schwärze, sondern überall eine warme, lebendige
Farbe hervorzubringen und das Ganze in gleichmässigster Haltung wieder-
zugeben. Leider ist diese Lithographie ausschliesslich für die Mitglieder
des genannten Kunstvereines bestimmt; doch hat, wie wir hören, Herr
Jentzen es bereits übernommen, da ein Stein auch für die Anzahl der
Mitglieder nicht hinlänglich gute Abdrücke liefern wurde, daS Blatt für
denselben Verein alsbald noch einmal zu lithographiren, und S0 dürfen
Wir 1191119111 dass gute Abdrücke auch noch in das grössere Publikum kom-
men werden.
Dem lithographisehen Institute von L. Sachse 81. Comp- möge die ge"
bührende Anerkennung für das Verdienst zu Theil werden, durch den
Verein so treffiichcr Kräfte in Berlin zuerst ein so Vollendetes Kunstwerk
hergestellt zu haben, wie es sich freilich für die Hauptstadt des prgug-
sischen Staates nur geziemt.