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Kunstreise im
Jahr
1845.
etwas zu stark. Das Dach der Kirche ist mit farbig glasirten Ziegeln ge-
deckt. die bei starker Färbung leider zugleich ein sehr schweres Muster
bilden.
Die Bonifacius-Basilika, von Ziebland, ein mächtiges fünf-
sehiffiges Gebäude, das bestimmte Princip frühmittelalterlicher Basiliken
fast noch bestimmter wiedcrholend, als das gothische in der Aukirche
vorgeführt ist. Einfach strenge Anlage , ohne Thurm. Vorhalle mit Säu-
len, deren Kapitäle, gleich denen der Säulen im Inneren, reich aber nicht
gar schön gebildet sind. Im Inneren, wie bei den noch ganz unentvrickel-
ten Anlagen solcher Art, wenig architektonische Gliederung, statt deren
alle etwa erforderliche 'I'heilung durch farbige Ornamentik bewirkt ist.
Die innere Masse des Gebäudes erscheint nur als für die darauf ausge-
führten Wandmalereien bestimmt.
An der Rückseite ist die Basilika mit einem Benedictinerkloster ver-
bunden und an dieses stösst, in der äussern Architektur völlig eins damit
wie verschieden auch an Zweck, das Kunstausstellungsge-
bäude, gleichfalls von Ziebland. Der Portikus desselben, dem der
Glyptothek gegenüber, mit korinthischen Marmorsäulen. Die Räumlich-
keiten im Inneren nicht sonderlich ausgedehnt; das Licht zumeist zweck-
mässig von oben einfallend. 1)
Das Fach der Bildhauerei wird entschieden von Schwanthaler be-
herrscht. Er hat ein reiches, tlüssiges, dekoratives Talent, das sich, sol-
cher Eigenthürnlichkeit gemäss, am Glüeklichsten in der Ausführung der
bildnerischen Dekoration prächtiger Räume bethätigt. So in seinen Relief-
sculpturen, die hier und dort das Innere der Glyptothek und des neuen
Königsbaues schmücken. In dem letzteren, und zwar im Thronsaal des
Königs, rühren von ihm u. A. die zahlreichen Reliefs her, deren Inhalt
aus den pindarisehen Gesängen entnommen ist und die den fertig classi-
sehen, sehr geistvollen Dekorateur erkennen lassen. Sie sind weiss auf
goldnem Grunde. Ebendaselbst, in einem Zimmer des Obergeschosses, ein
Fries mit Scenen der Venusmythe, weiss auf rothem Grunde, auch dies
eine trefflich dekorative, antikisirende Arbeit.
In dem prachtvollen Thronsaale des Festsaalbanes sind die kolossalen
vergoldeten Erzstatuen der Wittelsbacher, die zwischen den Säulen stehen,
nach seinen Modellen gegossen. Diese sind nicht minder dekorativ gehal-
ten und interessant und ansprechend da, wo ein phantastisches mittelal-
terliches Kostüm solcher Wirkung förderlich entgegenkam. Die Personen
aus der Perrükenzeit dagegen machen allerdings einen perrükenhaft lang-
weiligen Eindruck und die Statue König Karls XII. von Schweden einen
sehr übeln, da der Bildhauer das so charakteristisch Knappe des Helden
nicht wiederzugeben gewagt und ihn, ganz unpasslicher Weise, mit einem
Mantel styllos bedeckt hat.
1) Auch ist die zweckmässige Einrichtung der horizontal an
angebrachten Eisenstangen, zum Aufhängun der Bilder, wie in den
räumen der Akademie von Antwerpen, zu bemerken.
den Wänden
Ausstellungs-