Reisenotizen,
München
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die Pracht der dekorativen Stoffe immer wirksam, während die grossen
Iiaüpllinien unter den gewaltsamen Details leiden müssen.
'Dass das Aeusserc der Allerheiligen-Kapelle aus einer itieht
sonderlich verstandenen Nachahmung romanischer Bauformen (etwa nagh
lombardischeu Mustern) hervorgegangen, ist bekannt. Das Innere, mit
seinem byzantinischen Kuppelsystem. hat eine vortreffliche Durchführung,
Eine höchst eigenthümliche, fast mystische Wirkung gewinnt das Innere
darlurch, dass man das Licht der Fenster fast nirgend sieht, während das-
selbe doch überall auf dem goldglänzenden Grunde der Gewölbe umher-
spielt und aus diesen die feierlichen Gestalten der Frescomalerei hervor-
tauchen. Nur die Kämpfergesimse der Pfeiler, von denen die Bögen aus-
gehen, haben eine zu schwere Ausladung.
Das Gebäude des Kriegsministeriums, gleichfalls von Klcnze, er-
innert an die gewaltsamen Formen eines Ammahato. Dagegen spricht der
Schlosstlügel des Neuen Königsbaues, irn Aeusseren wie im Inneren,
durch einfache Tüchtigkeit an. Die vor den Festsaalbau nach dem
Hofgarten vertretende Loggia ist ein Werk im Style des Palladio, trotz
ihrer spätitalienischen Formen doch von stattlicher Wirkung. Sie hat
unten schwerere, oben leichtere Arkaden und vor den Pfeilern der letz-
tern Säulen mit vorgekröpftem Gebälk, über welchem die acht Gestalten
der Kreise des Königreiches und auf den Ecken zwei aufrecht sitzende
Löwen angeordnet sind. Diese Sculpturen stehen in gutem Verhältniss zu
der Architektur (wobei nur die Löwen etwas Pudclartiges haben). Da-
gegen ist das Innere der Loggia, im Widerspruch gegen die massigen Ar-
chitekturformen, mit einer Ueberfülle kleinlicher gemalter Dekorationen
im pompejanischen Style versehen.
Im Inneren der Pinakothek bringen die Haupträume, durch ihre
Grösse und ihr Verhältniss, eine imponirende Wirkung hervor; doch sind
die Wände für die darin aufgehängten Bilder, falls diese nicht die
Grösse von Rubens jüngstem Gericht haben, zu hoch. Dies besonders
in Betreff der Voute, deren Goldschmuck ausserdem auf die Bilder drückt.
Das dabei angewandte Kuppellicht wirkt nicht in seiner vollen Schönheit,
theils wegen der Weite jener Voute, theils weil es laternenmässig, von
den Seiten einfällt. Die Seitenkabinette der Gallerie sind, bei dem Drän-
gen eines irgend zahlreichen Besuches, zu klein.
Der bronzene Ob elis k auf dem Carolinenplatze hat durch seine mäch-
tige Grösse (von 100 Fuss) und seinen glänzenden Stoff wiederum etwas
Imposantes, berührt aber das Auge, das vom Kunstwerke mehr als Masse
und Stoff verlangt, doch nur in unerquicklicher Weise. Ein würfelförmi-
ger Sockel trägt an seinen Seiten die Inschriften, die den Zweck des Mo-
numentes aussprechen, und ist auf seinen Ecken ich weiss nicht, zu
welchem Behufc mit Widderköpfen geschmückt. Darüber erhebt sich,
durchaus glatt und nichtssagend, die barbarische Obeliskenform, die in
ihrer primitiven Anwendung bei den Aegyptern, mit Hieroglyphen be-
deckt und durch ihren Zusammenhang mit der grösseren, gleichartigen Ar-
chitektur bedingt, doch ein völlig Andres war.
künstlerische Richtung, die sich in v. Gärtners Gebäuden aus-
ist etwa mit der von Hübsch m Carlsrulne zu vergleichen. Er hat
Die"
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