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Kuustreise
Jahr
1845.
Kunst-Institut und die Unterhaltung des-
das französische Wesen wohl wiederum
gens ist dies ganze luxuriöse
selben von Staats wegen für
bezeichnend.
Besuch in der königl. Porzellan-Manufaktur zu Sevrcs. Rei-
ches Lager an mehr oder weniger umfangreichen Prachtwerken. Eleganz
und Opulenz in Formen und Dekorationen. Sammlung aller Modelle seit
der Gründung der Fabrik. Sammlung von gebrannten irdenen Gefässen
aller Qualitäten, Zeiten und Völker, sehr instructiv für Material und Be-
handlung.
Porzellan-Malerei: bedeutende Arbeiten, theils in der Anwendung auf
Prachtgeräthen, theils in Goldrahmen und den Bedingungen eines selb-
ständigen Kunstwerkes genügend. Freilich, wie es scheint, durchaus nur
Copien, was doch immer ein Ueberwiegen des technischen Elementes an-
zudeuten scheint, obgleich dies nicht unbedingte Nothwendigkeit sein
möchte. Copien kleineren Maassstabes, grossentheils nach Raphael; auch
einige grössere, z. B. eine ausgezeichnet schöne Copie der Madonna del
Granduca. Lebensgrosse Portraits in halber Figur, nach Ingres und nach
Tintoretto, breit und malerisch behandelt, die verschiedenartige Eigen-
thümlichkeit des Tones (darin die beiden Meister einander ziemlich als
Extreme gegenüberstehen) gut wiedergegeben. Madame Jacquotot,
Beranger, Constantin u. A. werden als ausgezeichnetste Porzellan-
maler gerühmt; diese sind aber, wie es scheint, der Fabrik nicht unmittel-
bar angehörig. Die Maler der letzteren liefern wohl mehr nur die klei_
neren, besonders die mehr dekorativen Darstellungen, in denen sie aller-
dings nicht minder ausgezeichnet sind. Allerliebst z. B. sind sie in der
Nachahmung von Onyx-Sculpturen. Eine eigentliche Zeichnen- und
Kunstschule besteht bei der Fabrik nicht; eine solche müsste natürlich zur
Erhöhung der Resultate wesentlich beitragen.
Proben von Lavamalereien (auf Lavaplatten eingebrannt).
Im Hofe des Palais des beaux-arts vier grosse Medaillons, zu den
Seiten der Portale des Vorder- und des Hintergebäudes, mit Bildnisse"
der grossen Kunstbeschützer: Pericles und Augustus, Lco X. und Franz I.
Gut und kräftig gemalt, auf Goldgrund, der aber, besonders an der Sonnen-
scite. schon gelitten hat und ins Schwärzliche übergeht.
Ein Lavabild mit zwei idealen Köpfen bei Hrn. Gatteaux, in weich
lavirter Malerei, mit vortreftlichem Schmelz in den 'l'önen. Doch noch
viele Haarrisse (bekanntlich die grössten Feinde für die Dauerbarkeit der
Lavabilder); stellenweis wie ein altes Oelbild, dessen Farbe vielfach fein
gesprungen.
Drei Tafeln bei Hrn. Hittorf. Eine mit pompejanischer Dekoration;
eine zweite ebenfalls mit Ornamenten; eine dritte, von ziemlich grosser
Dekoration und als Tischplatte dienend, mit den Figuren französischer
Könige, von einer gothisehen Dekoration umgeben. Die Farbe durchaus
gleichmässig, ohne alle Ilaarrissc; die Behandlung aber nicht was