Lithographie.
Apoll unter
Hirten.
den
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verglimmemle Kohlenfeuer des Kamins einen eignen Reflex wirft, hört
aufs Gespannteste zu. Auf der andern Seite kniet ein Mädchen und lehnt
sich auf den Sehooss der Grossmutter; sie sieht sich ängstlich um, die
schwarzen Locken fallen zu beiden Seiten des Köpfchens dick herab; es
ist ein anmuthiges, bedeutendes Gesicht Lithographie und Druck sind
im Ganzen recht gut; hier und da fehlt es, vornehmlich in den tieferen
Schatten, an der nöthigen Klarheit und Bestimmtheit.
Apoll unter den Hirten. Nach dem Gemälde von Schick gezeichnet
und lithographirt von C. C. Schmidt. Stuttgart. Verlag der G. Ebnefschen
Kunsthandlung.
(Museum 1833, N0. 41.)
Das genannte Gemälde von Schick, welches sich gleich nach seiner
Vollendung, im Jahre 1808, des ausserordentlichsten Beifalls erfreute, ist
einer der interessantesten Punkte in dem Entwickelungsgange der neusten
Kunst. Carstens und Schick, mit ihrem der Antike zugewandten Sinne,
sind es vornehmlich, in deren Werken sich das Bestreben nach einer reinen,
idealen Auffassung der Natur ausspricht; in verwandter Richtung, aber
als Vollendung derselben, zeigt sich in diesen Tagen Sehinkel in seinen
bewunderungswürdigen Entwürfen zu den Wandgemälden, welche die Vor-
halle des Museums von Berlin zu schmücken bestimmt sind. Der vor-
liegende Steindruck ist treu und tleissig gearbeitet, das Ganze der reichen
Composition gut in Ton und Haltung; wir wissen es dem Lithographen
Dank, dass er dies schöne Kunstwerk dem grösseren Publikum auf eine
würdige Weise zugänglich gemacht und die Richtigkeit jener früheren
günstigen Urtheile bestätigt hat. Auf der einen Seite des Bildes, unter
einem Oelbaum, auf die Lyra sich stützend, sitzt der jugendliche Gott;
er spricht in melodischer Rede zu den um ihn Versammelten. Dies sind
Hirten verschiedenen Alters und Geschlechtes, in reizenden Gruppen vor
ihm und zu seinen Seiten gelagert; zu seinen Füssen eine, ihn in Begei-
sterung anschauende Jungfrau. Ueberall ist hier Naivetät und Adel, so-
wie lieblichste Harmonie, in den Bewegungen ausgedrückt. lm Hintergrund
sind einige Baulichkeiten, ein opfernder Hirt, eine weitgedehnte Land-
schaft; zur Rechten, im Gebüsch sich verbergend und daraus hervorlau-
schend, verschiedene Satyrn, welche der Zauber des Liedes mit herbeige-
lockt hat. Das Bild übt durch das eigenthümlich Melodische, welches den
verschiedenen Gestalten innewohnt und dem Auge des Beschauers wohl-
thut, eine fortdauernde, nicht zu häufige Anziehungskraft aus.
ES Wäre Wohl zu wünschen, dass noch mehrere Werke dieser interes-
santen Kunstperiode, namentlich Oarstens'sche Gemälde oder Zeichnungen,
deren u. A. Berlin mehrere besitzt, auf ähnliche Weise herausgegeben
würden. Der Gypsabguss der von Carstens modellirten, seit einiger Zeit
im Handel bciindlichen (sogenannten) Parze ist bereits vielen Künstlern
und Kunstfreundcn ein werthes Eigenthum.
1a Scl