Reisenotizeu.
Paris.
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des Generals steht. Dieser "ist nackt, mit der Chlamys, aber kein Grieche,
sondern ein entkleideter Mann unsrer Tage in nicht grossartiger Gebel-mi
Gegen die Schwere der dorischen Architektur erscheint die Figur über-
haupt schwach. Denkmal Börne's, mit Seulpturen von David. Eine
Art Obelisk ohne Spitze, von Granit. Oben ein tiefes rundes Loch, darin
der Bronzekopf Börne's steckt; dieser allerdings von charakteristisch ent-
schiedener Individualisirung Weiter unten ein kleines Bronzerelief mit
drei kurzen styllosen Figuren: France und Allemagne, die sich vor einer
Liberte die Hände reichen.
Unter den neueren Sculpturen im Garten der Tuilerien notirte ich mir
die Gruppe des Theseus mit dem Minotaurus, von Ramey, als ein treff-
lich durchgearbeitetes Werk;- einen Prometheus, gefesselt und sich em-
porrichtend, den todten Adler zu seiner Seite, von Pradier, als durch
feine und geistvolle Classicität ausgezeichnet.
Unter den Sculpturen im Museum des Luxembourg: Bosio, mit
zweiWerken, die auch uns bereits im Bronze- und im Gypsabguss bekannt
geworden, dem Hyazinth (vorn Salon 1817) und der Nymphe Salmacis
(1837), beide, obgleich auf verschiedenen Stufen der Entwickelung, dem
eleganten Style Canova's sich anschliessend; Cortot, mit der fein aka-
demischen Gruppe von Daphnis und Chloe (1827); Roman, mit der
eleganten und höchst theatralischen Gruppe von Euryalus und Nisus
(1827); Pradier, mit der Statue eines Niobiden (1822) und einer
Venusstatue (1827), beide ein vortreftliches Studium der griechischen An-
likß zeigend, doch die erste noch etwas gespreizt, die andre edel und
große; Dllmont, mit einer weiblichen Figur, einem, besonders im
Nackten sehr fein gearbeiteten Werke, dem es aber doch an der inneren
Nalvßtat der reinen Natur fehlt, (1844); Duret, mit der allerliebsten
Genreiigur eines tanzenden neapolitanischen Fischers (1833, die Bronze,
von Honore gegossen, in reizend warmem bräunliehem Ton); Rud e,
mit der durch Naivetät ebenfalls ansprechenden Figur eines Fischerknaben,
der mit einer Schildkröte spielt (1833);- Jouffroy, mit der Statue eines
jungen Mädchens, das der Venus ihr erstes Geheimniss vertraut, Zar!
lebendig, aber hypernaiv (1839); u. A. m.
An der neuen Fontaine Moliere (Rue Richelieu): die beiden gros-
sen Marrnorstatuen von Pradier, zwei Musen, zu den Seiten des Pie-
destals, durch sehr graziöse Behandlung und den feinen Styl, beson-
ders in den Gewändern, von ausgezeichneter Wirkung; doch beide in den
Haupt-Intentionen wiederum durchaus ohne eigentliche Naivetät. Die Sta-
tue des Moliere selbst, aus Bronze, nicht geeignet, einen sonderlich be-
deutenden Eindruck hervorzubringen.
ln Ramey's Atelier eine grosse Anzahl von Skizzen, Modellen,
halb und ganz fertigen Seulpturen. Sein wichtigstes Werk scheinen die
Sculpturen eines grossen Triumphbogens zu Marseille zu sein, der ur-
sprünglich zum Gedächtniss des unter der Restauration in Spanien geführ-
ten Krieges bestimmt war, nach der Julirevolution aber mit napoleoni-
schen Scnlpturen versehen wurde. Im Ganzen kein 'l'alent höchsten Ranges;
doch durch feine Naturbeobachtung und tüchtige Meisterschaft, besonders
im zarteren Nackten, attsgezeichnet.