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Jahr
Kunstreise
l845.
darunter wenig Erfreuliches, kein Bild, das mir wahrhaft bedeutend cr-
schienen wäre. Das beste unter den vorhandenen mochte das von Rethel
sein, ein edles, doch nicht innerlich grosses Bild. Zwei Kaiserbilder
waren von Steinle: das eine mittelalterlich, von sehr matter, ja unwahrer
Körperlichkeit; das andre, Steinle's sonstiger Richtung ziemlich entgegen,
eine Gestalt des siebzehnten Jahrhunderts, in schlichter Haltung und
dabei von erfreulich frischem Gefühl. Lessing's Bild (Friedrich Barba-
rossa) ist gut, aber wiederum nicht gross gefasst, vielmehr etwas genre-
haft. Auch ein Heinrich V. von Kiderich schien mir beachtenswerth;
etliche andre Düsseldorfer fast allzuschwach, ein Eindruck, den auch die
Arbeiten noch andrer Lokalschulen gewährten.
Die eherne Goethe-Statue von Schwanthaler, auf dem Ross-
markte, hat mich unendlich widerwärtig berührt. Zunächst ist das Ver-
hältniss der kolossalen Figur zu dem breiten kurzen Piedestal sehr unschön.
An dem letzteren macht sich die architektonische Doppel-Kuriosität be-
merklich, dass über den Ecken Antetixen angebracht sind, die aber vor
dem flachen Erdhügel, auf welchem die Statue steht, doch nur reliefartig
vortreten. Der l-leros trägt Ueberrock und Mantel; den letzteren nicht des
rauhen nordischen Klimas wegen (denn alsdann hätte er auch Hut und An-
dres nöthig gehabt), sondern einfach als das heut zu Tage allgemein übliche
Testimonium paupertatis inBetreff monumentaler Stylistik. Der linke Arm
hängt los herab; trotz des losen Hängens hält er den Mantel so fest, dass
dieser nothgedrungen sich in eine Art classischer Falten fügen muss. Die
Gestalt lehnt sich an einen Baumstamm, um welchen hinterwärts der
Mantel herumgehängt ist. Das Naturgefühl ist äusserst mangelhaft; die
Brust und die linke Schulter sind unendlich roh. Das Gefälte hängt in
einer lappig wulstigen Weise, ohne alle Ahnung von Styl und irgend wel-
cher feineren Naturbeobachtung. In den Reliefs des Piedestals sind die
Personificationen von Goethe's Hauptwerken enthalten. In der Idee sind
diese zum guten Theil nicht minder schwach und unkünstlerisch , in der
Raumvertheilung ohne alles Princip, in der Körperlichkeit der einzelnen
Gestalten fast durchweg äusserst matt. Ich habe einen zu hohen Begriff
von Goethe, von monumentaler Würde, von der Bedeutung der Kunst
überhaupt, als dass ich dies Denkmal nicht fast als ein Nationalunglück
bezeichnen sollte.
Schule.
der Düsseldorfer
Freskomalereien
I. Darstellungen zur Geschichte des Kaisers Friedrich Barbarossa in
einem Saale des Schlosses Heltorf.
Erste Wand, von Mücke gemalt:
Friedrichs Kaiserkrönung, gemalt 1839. Das Bild ist vortreftlich in
Composition, Durchbildung, Haltung und Gesammtwirkung; nur in der
Behandlung könnte es etwas leichter sein.
Superporte, grau in grau: Englische Gesandte vor dem Kaiser. Ge-
schenke bringend. Sehr anmuthig.