Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

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Kunstreise 
im Jahr 
1845. 
ihnen hiedurch Gelegenheit zur vollkommenen Entwickelung ihrer Kräfte, 
sowie zugleich zur Erwerbung einiger Geldmittel, die sie eventuell und nach 
Belieben zu einer Reise verwenden könnten, zu geben. Hiedurch wäre bei- 
läufig ein, gewiss nicht verwertliches Mittel gewonnen, nach und nach eine 
Anzahl öffentlicher Kunstwerke in den Provinzen zu verbreiten und dadurch 
auch in den Communen den Sinn für die öffentliche, volksthümliche Be- 
deutung der Kunst immer mehr anzuregen. Ausserdem aber wären gleich- 
falls eigentliche Reisestipendien zu verthcilen, doch nicht nach feststehender 
Norm und auf eine bestimmte Reihe von Jahren, sondern je nach Zweck 
und Bedürfniss auf kürzere oder längere Zeit. Unter Umständen kann ein 
nur halbjähriger Aufenthalt in Italien für einen mit sich fertigen und 
einigen Künstler schon sehr fruchtbringend sein. 
Durch diese Reisestipendien liesse sich aber, ebenso wie durch jene 
Uebertragung von Werken für öffentliche Zwecke, noch ein weiter wir- 
kenderNutzen schaffen. Das gewöhnliche, speciell durchgeführte Studium 
irgend eines besondern grossen Meistcrwerkes wird dem jungen Künstler 
in der Regel ungleich vortheilhafter sein, als das wirre Durcheinander- 
studiren des Verschiedenartigsten; dies Studium aber wird am Besten (ich 
habe hier zunächst Maler im Sinne) durch die Copie erreicht. Dem jun- 
gen Künstler würde also die Anfertigung derCopie irgend eines namhaften 
Bildes, vornehmlich von Raphael, oder auch von Michelangelo, Tizian 
u. s. w., zu übertragen sein. Dadurch aber würde allmählig eine Reihen- 
folge von Copien zusammenkommen, die unter solchen Umständen gewiss 
mit voller, frischer Begeisterung für die Originale gemalt wären und die 
demnach, zu einer Galleric geordnet, sowohl im Allgemeinen einen sehr 
hohen Kunstgenuss gewähren, als für Künstler und Kunstfreunde ein sehr 
wichtiges Bildungsmittel darbieten würden. Die Betrachtung der im Louvre 
und in der Ecole des beaux-arts zu Paris zerstreuten Copien nach den 
Fresken Raphaels und Michelangclos hatte mir die Bedeutung. welche 
eine solche Gallerie haben könnte, wieder recht lebhaft vergegcnwärtigt, 
Sollte bei uns diese Idee aufgenommen werden, so wäre es vielleicht 
möglich, dass Se. Majestät der König sich bewogen fänden, die im Aller- 
höchsten Besitz befindlichen, schon ziemlich zahlreichen Copien nach 
Raphael (besonders nach auswärts vorhandenen Staffeleibildcrn desselben) 
zur Gründung einer solchen Sammlung herzugeben, so dass für die lelz- 
tere schon beim Beginn der neuen Einrichtung ein ansehnlicher Stamm 
beisammen wäre. 
Frankfurt a. 
Das StädePsche Kunst-Institut ist, Dank denn so hochsinnigen 
wie klugen Testator und der fortgesetzt sorgfältigen Leitung seiner Ange- 
legenheiten, eine Anstalt, wie man sie jeder grösseren Stadt wünschen
	        
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